Dormagen: Das Gesamtkunstwerk Jugendstil
Das Kreismuseum zeigt die Porzellansammlung Udo Schröders. Der Sammler hortet seit 30 Jahren kostbare Einzelstücke.
Dormagen. Es sind wahre Schätze, die Udo Schröder seit 30 Jahren hortet. Einzelstücke und wegweisende Designs, teure Raritäten, nach denen sich weltweit Museen die Finger lecken. Udo Schröder sammelt. Und zwar nicht nur Porzellane des Jugendstils, sondern auch die dazu gehörenden Möbel, Gläser, Silberobjekte, Metallarbeiten, Keramiken und Grafiken - er möchte das Gesamtkunstwerk des Jugendstils, dieser prägnanten Stilepoche um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert präsentieren. Mit dem Kreismuseum in Zons verbindet der Sammler eine langjährige Zusammenarbeit. So gelang es 2001 die außergewöhnliche Schröder-Sammlung an Trinkgläsern im Kreismuseum zu zeigen. Relativ kurzfristig ist es der Leiterin des Museums, Angelika Riemann, nun gelungen, Schröder für ein weiteres Projekt zu gewinnen: Die bisher erste Präsentation seiner Porzellankunstsammlung.
Ein Schokoladenservice mit Disteldekor von Samuel Schellink
"Die Reaktion auf diese Ausstellung zieht weitere Kreise als wir uns haben träumen lassen", ist Riemann positiv überrascht. So ließ es sich der Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin, Hans Ottomeyer, nicht nehmen, die Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitag durch einen Vortrag zum Thema "Die Kunst der Tafel" zu begleiten. Doch was macht diese Ausstellung so außergewöhnlich? Zum einen die Hochwertigkeit der Exponate. Viele der Stücke wurden auf den Weltausstellungen 1900 in Paris, 1904 in St.Louis oder 1910 in Brüssel gezeigt. Andere sind Raritäten, die nur einmal produziert wurden oder in nur wenigen Exemplaren auf den Markt kamen. Udo Schröder hat sich dabei auf den Entwurfskünstler Peter Behrens spezialisiert und schaffte es, ein komplett erhaltenes Kaffeeservice mit blauem Liniendekor zu erstehen, das in der Expertenwelt als das einzige seiner Art bekannt ist. Doch es gibt noch mehr Beispiele für Exklusivität im Kreismuseum: "Ein Service hat schon damals 500 Mark gekostet, das sind fünf Jahresgehälter eines Arbeiters", sagt Riemann. Die Ausstellung ist auch deshalb so reizvoll, weil Schröder viele Sets besitzt. Dazu gehört beispielsweise das komplette Schokoladenservice mit Disteldekor, das Samuel Schellink entworfen hat. Es wurde von der niederländischen Manufaktur Rozenburg 1899 gefertigt und hat sich seitdem perfekt erhalten. Die Sammlung von Udo Schröder zeigt die verschiedenen Facetten und die Entwicklung des Jugendstils, der wesentlich mehr zu bieten hat als dekorative Ornamentik. "Einige Entwürfe sind sehr formal und wirken modern, während vor allem die niederländischen Produktionen den großen Einfluss der asiatischen Kolonien zeigen. Bei manchen gelang die Verbindung von Dekor und Form, bei anderen nicht", sagt Riemann. Die Ausstellung ist noch bis 8. Juni zu sehen.