Dormagen: Ineos-Brand - Lehren aus Fehlern ziehen

Wie geht es drei Monate nach dem Großbrand beim Chemiekonzern Ineos weiter? Die Stadt lud zur Diskussion ins Bürgerhaus Horrem.

Dormagen. "Dieser Großbrand war einmalig. Aus den Ursachen werden wir lernen und entsprechende Schlüsse ziehen", sagt Horst Büther von der Bezirksregierung Köln.

Die Ursache des Unglücks beim Chemiekonzern Ineos steht allerdings noch nicht fest. Unabhängige Sachverständige sind damit beauftragt, den Fall zu untersuchen.

Rückblick: Am 17. März wird ein Leck an einer Ethylen-Pipeline entdeckt. Die eingesetzte Umgehungsleitung bricht: Eine hohe Stichflamme greift auf den benachbarten, mit hochgiftigem Acrylnitril gefüllten Tank über.

Bis spät in die Nacht ist eine Feuersäule zu sehen, gut 1200 Kräfte sind bis Mitternacht im Einsatz.

"Alle Behörenden haben gut zusammengearbeitet", sagt die Dormagener Feuerwehr-Chefin Sabine Voss.

Das bestätigt auch Heinz Hammer von der Werksfeuer: "Solch ein Ernstfall dient aber auch immer dazu, die Organisationsstrukturen zu überprüfen und Schwachstellen zu entdecken."

"Wie geht es nach dem Großbrand weiter?" Unter diese Fragestellung hatte die Stadt Vertreter der Feuerwehr, des Unternehmens und von Behörden ins Bürgerhaus Horrem geladen, um offene Fragen zu klären und Missverständnisse auszuräumen.

Für Horst Büther ist die Antwort klar: "Aus den Störfällen der Vergangenheit sind Lehren gezogen worden. So wird es auch hier nicht anders sein. Es geht darum, die Sicherheit der Anlagen und für die Bevölkerung zu erhöhen."

So würden Gespräche mit Experten national wie international geführt, um den Störfall und die Lehren daraus bekannt zu machen. Büther deutet eine weitere Konsequenz an:

Es werde in den nächsten Jahren eine neue Richtlinie zu Mindestabständen zwischen Rohrleitungen und Tanks geben.

Zudem werde, so Egon Falkenberg vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher, ein Kataster über das Rohrfernleitungsnetz erarbeitet.

"Wir gehen davon aus, dass das bis Oktober vorliegt. Eine Gesamtübersicht fehlte bisher. Wir versprechen uns davon eine Verbesserung der Überwachung."

Der Ineos-Geschäftsführer Hans-Jürgen Bister betonte, dass das Unternehmen ebenso wie EC oder BP auch, alles für die Sicherheit tue.

"Das ist unser oberstes Gebot. Wir geben jährlich 150 Millionen Euro für die Sicherheit und die Wartung der Anlagen aus. Sollte das Gutachten zeigen, dass es Sicherheitslücken gibt, dann werden wir entsprechende Maßnahmen einleiten, um diese zu beheben."

Zudem räumte er das Gerücht aus, dass es bei Ineos Entlassungen zu Lasten der Sicherheit gegeben habe. "Wir haben heute mehr Personal."

Von den Bürgern wurde vor allem die Informationspolitik des Konzerns bemängelt: "Warum haben sie nicht die benachbarten Mitarbeiter im Chemiepark informiert?"

Ineos-Geschäftsführer Hans-Jürgen Bister gesteht Fehler ein: "Wir wollen den Dialog mit der Bevölkerung verbessern. Uns sind die Sorgen und Befürchtungen bewusst geworden."

Bürgermeister Heinz Hilgers zieht Bilanz: "Die Kommunikation mit der Bevölkerung muss schnell, glaubwürdig und zuverlässig sein. Wir werden nachhalten, ob die gemachten Zusagen auch eingehalten werden."

Der Fragenkatalog des Stadtrates ist beantwortet. Nachzulesen ist er auf dem Webseite der Stadt. Die Firma Ineos hat zudem einen Stichwortkatalog zum Störfall ins Netz gestellt.