Grevenbroich: Studiengebühren sparen durch Arbeit

Ein Studienprojekt finanziert Hochschülern die Studiengebühren.

Grevenbroich. Die eingeführten Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester haben landesweit für Aufregung bei den Studierenden gesorgt.

In Grevenbroich war das nicht anders: Kai Fischer zog während einer Gegendemonstration sogar bis vor den Düsseldorfer Landtag.

"Für mich ist es sehr schwierig das Geld aufzubringen. Mittlerweile habe ich zwei Minijobs, um die Gebühren zu stemmen", berichtet der 23-Jährige.

Auch Bürgermeister Axel Prümm macht diese Entwicklung Sorgen: "Es gibt viele Studenten, die sich das nicht leisten können."

Inspiriert von der Idee des Eppelheimer Bürgermeisters Dieter Mörlein, der Heidelberger Studenten die Gebühren gegen gemeinnützige Arbeit finanziert, brachte Prümm gemeinsam mit der Bürgerstiftung das Grevenbroicher Studentenprojekt ins Rollen.

"Ich finanziere euch die Studiengebühren, wenn ihr etwas dafür tut", lautete sein Aufruf, auf den sich 34 Studenten aus der Schlossstadt beworben haben.

"60 Stunden Arbeit in unseren Schulen oder ein Betriebspraktikum müssen im Gegenzug abgeleistet werden", erklärt Prümm. Für letzteres gewann er 19 Unternehmen wie die RWE Power AG, die Wirtschaftsbetriebe oder die Aluminium Recycling GmbH. Prümm meint, dass das Praktikum für beide Seiten Vorteile bietet: "Studenten können Erfahrungen sammeln und die Unternehmen profitieren von akademischen Nachwuchskräften."

Eine Jury aus Akademikern und Hochschullehrern wählte die Studenten aus: "Nach Leistungen und Fachbereichen, denn schließlich soll die Theorie zur Praxis passen", sagt Jury-Mitglied Hans-Rainer Willmen, pensionierter Chirurg des Kreiskrankenhauses.

Unter den Bewerbern war auch Karina Küster, die sich nach der Zusage der Finanzierung ihrer Studiengebühren auch auf das bevorstehende Praktikum freut:

"Ich darf bei der Sparda Bank den bevorstehenden Kunstpreis mit organisieren. Das passt prima zu meinem nächsten Modul Event-Marketing", sagt die Studentin des Internationalen Marketings.

Auch der 20-jährige Gustorfer Simon Stein hofft bei RWE Erfahrungen für sein Georessourcen-Studium gewinnen zu können: "Es ist wichtig das Gelernte auch in der Praxis anzuwenden."

Bürgermeister Axel Prümm arbeitete während seines Jura-Studiums ebenfalls bei RWE und denkt positiv daran zurück: "Dort habe ich die Netzplantechnik kennengelernt - ein Verfahren, das mir heute bei der Organisation von Aufgaben hilft."

Damals seien die Studiengebühren aber auch noch nicht so hoch wie heute gewesen.

"1000 Euro im Jahr sind eine große Summe. Deshalb hoffe ich auf eine positive Resonanz des Projekts, damit wir künftig noch mehr Studenten helfen können."