Grevenbroich: Auffangstation - Schneckenhaus saniert für tierische Patienten

Tausende Tiere wurden hier bereits gepflegt, verarztet und großgezogen.

Grevenbroich. Während das füllige Mäusebussardweibchen in der Volière am Schneckenhaus ihr Federkleid zum Sonnenbad spreizt, sucht das Männchen nach einer Möglichkeit, vom Ast auf die Erde zu kommen. Gar nicht so leicht für einen Greifvogel, der nur einen Flügel hat.

"In dem Zustand wird er nicht mehr ausgewildert werden können", erklärt Norbert Wolf, der das Schneckenhaus und damit tausende verletzte Tiere seit der Geburtsstunde vor 13 Jahren betreut.

Auch die weiteren Bussarde sind künftig auf den Menschen angewiesen. "Der eine wurde von Schrotkugeln getroffen, seine Gelenke verknöcherten." Der andere - "die dicke Dame", wie Wolf das Weibchen liebevoll nennt - ist ein besonderer Fall: "Seit 1999 kehrt sie regelmäßig zu uns zurück, trotz vieler Auswilderungsversuche."

Die Tiere scheinen sich bei Wolf und seinem Team, das hauptsächlich aus Zivis und Ehrenamtlern besteht, wohlzufühlen. Zu Gast waren bereits Fledermäuse, Rehkitze und derzeit eine besonders exotische Gattung: "Eine südamerikanische Kornnatter, gefunden in einer Messi-Wohnung."

Hunderte Flaschenkinder wurden bereits aufgezogen, momentan eine Schwarzmeise, die so lange alle zehn Minuten nach Futter schreit, bis sie ihr Endgewicht erreicht hat und freigelassen werden kann. Mandra Nikischin, als Ein-Euro-Jobberin zum Schneckenhaus gekommen und danach geblieben, nimmt sie nachts zum Füttern sogar mit nach Hause.

"Der Einsatz unserer Mitarbeiter ist groß", sagt Wolf. "Doch die schönen Erlebnisse machen alles wett", meint Nikischin. Besonders schwer fiel ihr der Abschied vom Fuchsfindelkind "Knud". "Da musste ich sehr weinen."

Auch der Anblick todkranker Tiere schmerzt. "Aber wir versuchen alles, um sie zu retten", sagt Wolf, der Kontakte zu vielen Tierärzten pflegt und am Montag den nächsten Termin hat: "Eine der Wildenten scheint Epileptikerin zu sein." Die Kosten werden hauptsächlich durch Spenden getragen. "Doch dafür hat die Stadt die Sanierung unseres Hauses unterstützt, das schon lange marode war."

Wer Tiere findet, sollte einiges beachten: "Vor dem Bringen erst beobachten, ob sie wirklich verlassen sind." Außerdem sollte das Tier in fachmännische Hände gegeben werden. "Alles andere ist falsch verstandene Tierliebe."