Grevenbroich: BoA - Bau vor dem Abschluss

Seit Donnerstag steht die Kohlebandbrücke an der Energiestraße. Bereits in den nächsten Tagen sollen keine Baukräne mehr in den Himmel ragen.

Grevenbroich. Nichts klingt langweiliger als ein: "Nö, schwierig ist das überhaupt nicht." Genau das sagt Wilfried Klix, 56 Jahre alt und seit 36 Jahren im Job. Dann besinnt sich der Supervisor der Firma Sarens: "Kompliziert ist, das 50 Meter lange Teilstück auf dem knapp bemessenen Platz zu händeln."

Klix Männer steuern Kran12,1 auf der BoA-Baustelle von RWE in Neurath. Es ist der letzte große Kranhub auf dem Gelände. Die 220 Tonnen schwere Bahn aus Beton und Stahl, die sie zwischen Block G und F einpassen, schließt den rund zwei Kilometer langen Transportweg, den die Kohle bald nehmen wird.

Dem Sommer sei Dank wehte Donnerstag nur eine laue Brise. Würde der Wind mit mehr als sieben Metern pro Sekunde, also Windstärke vier, übers Gelände pfeifen, hieße das: Montage-Stopp.

In den nächsten Tagen werden an der Energiestraße keine großen Baukräne mehr in den bewölkten Himmel ragen, die letzten Löcher in der Außenhaut mit Stahlplatten geschlossen, die Arbeiter auf der Baustelle weniger. 2800 von ihnen stapfen dort zurzeit noch durch den Matsch.

In wenigen Wochen verlagern sich die Arbeiten ins Innere. Dann geht’s unter anderem im Kesselhaus weiter. Rohrverbindungen müssen gelegt, Steuerinstrumente angebracht werden.

Erst aber müssen die Kohlebandbrücken stehen. Zwei Kranführer steuern Kran 12,1 am Boden. Eine Kamera liefert Bilder der Seilwinden. Was über ihnen passiert, teilen Mitarbeiter von Thyssen Krupp per Funk mit. Die Männer, die das Teilstück später verschrauben werden, arbeiten in 65 Metern Höhe. Am Boden beobachten die Verantwortlichen die Arbeit, besprechen sich, zücken ihre Handys.

Seit 8Uhr sind die Männer bereits an der Arbeit, das Teilstück baumelt um 11Uhr immer noch an den Winden. Vorwärts geht es nur sehr, sehr langsam. Auch RWE-Sprecher Manfred Lang wirft einen Blick in die Höhe: "Das ist Millimeter-Arbeit. Das können nur Spezialisten, die jahrelang mit solchen Kränen arbeiten."

Weil die Montage auf der schrägen Bahn schwierig ist, haben Mitarbeiter Rohrleitungen und Beleuchtung bereits angebracht. Sitzt das Teilstück erst in der Verankerung, werden sie die Förderbänder auf die Bahn aufziehen.

Sobald die Arbeiten sich ins Innere der Gebäude verlagern, wird RWE die errichteten Komponenten wie den Kühlkreislauf prüfen. Der Bau liegt im Zeitplan. Im Sommer 2011 soll BlockG in Betrieb gehen, Block F Ende des Jahres folgen. "Erst wenn diese Tests bestanden sind, können wir davon sprechen, Strom zu produzieren", sagt Lang.

Vier Stunden sind vergangen, das Teilstück der Kohlebandbrücke hat sich seinem Ziel in der letzten halben Stunde nur wenige Meter genähert. Wilfried Klix nimmt’s gelassen. "Es ist immer noch alles dahingegangen, wo es hin soll", sagt Supervisor Klix und lächelt.