Neuss: Unfall - Blutegel als Finger-Retter

Lkw-Fahrer Frank Borrack hatte schwere Verletzungen an drei Fingern. Wuppertaler Ärzte retteten seine Hand auch mit Hilfe einer Blutegel-Therapie.

Neuss/Wuppertal. Erst drei Tage nach der Operation hat Frank Borrack sich getraut, seine Hand anzuschauen. "Ich hatte Angst vor dem Anblick", sagt der der 45 Jahre alte Mann aus Neuss.

Was war passiert? Am 12. Juli stand der Lkw-Fahrer aus Neuss an einer innerstädtischen Straße in Wuppertal-Vohwinkel, ein anderer Wagen sei zu dicht an ihm vorbeigefahren, da war es schon passiert.

Als Borrack auf seine Hand schaute, wurde er ohnmächtig - sein Mittelfinger hing nur noch an der Handfläche. Was danach geschah, weiß Borrack nicht.

Der Verletzte wurde in die Helios-Klinik in Wuppertal-Barmen gebracht. Die Diagnose: "subtotale Amputation", sprich der Mittelfinger "hing am seidenen Faden", wie Oberarzt Dr. Walid Ashkar erklärt. Am kleinen Finger und am Ringfinger hatte Borrack Trümmerfrakturen und schwere Quetschverletzungen.

Nach einer knapp vierstündigen Operation, in der Brüche versorgt und der Finger wieder angenäht wurden, war Borracks linke Hand wieder komplett.

Ein Glück für den Neusser, dass die Helios-Klinik sich auf Handchirurgie spezialisiert hat - als einzige in der näheren Umgebung.

Dr. Walid Ashkar ist plastischer Chirurg und seit Jahren auf dem Gebiet der Handchirurgie tätig. Er habe schon viel schlimmere Fälle auf dem OP-Tisch gehabt. Borracks Verletzung sei für ihn Standard.

Für Frank Borrack aber war die Verletzung natürlich ein riesiger Schock und beileibe kein Standard. Für seine Arbeit als Lkw-Fahrer und Gerüstbauer ist die linke Hand unerlässlich.

Problematisch wurde die Genesung dann noch einmal, als es in dem Mittelfinger zur Blutstauung kam: Das Blut floss zwar gut in die Gliedmaßen, aber nicht genügend ab. Abhilfe schufen unter anderem Blutegel.

"Man macht einen kleinen Stich auf der Haut und setzt die Egel dort an. Die saugen sich dann voll", erklärt Dr. Walid Ashkar. Dank des Blut verflüssigenden Sekrets im Speichel der Egel halfen die kleinen Tiere, die Blutstauung in Frank Borracks Fingern zu beheben.

Die Blutegeltherapie wurde fünf Tage lang angewandt: "Ich habe die Egel überwacht und geguckt, dass sie nicht abhauen, wenn sie voll sind", sagt Borrack. "Dann fallen sie nämlich einfach ab."

"Ich bin guter Dinge, dass das alles wieder wird mit meiner Hand", sagt Borrack, und man hört die Erleichterung in seiner Stimme.

Am Freitag wird er nach Hause zu seiner Frau Jenny und seiner siebenjährigen Tochter entlassen.