Grevenbroich: Erst Reiben und dann mit vereinter Kraft pressen

Im Museum Villa Erckens haben Kinder ihren eigenen Apfelsaft hergestellt.

Grevenbroich. Braun und trübe rinnt die Brühe aus der Saftpresse. Der Eimer ist beinahe voll, aber wenn die 15 Kinder nacheinander kräftig die Kurbel drehen, kommt immer noch Saft.

"Haben die Leute das früher immer so gemacht?" fragt ein Junge. Haben sie. Vor dem Zeitalter von Industrie und Supermarkt musste man für ein Glas Apfelsaft vor allem Zeit und Muskelkraft aufbringen. Einen Einblick in die Epoche, aber auch viel Spaß beim Selbermachen bot ein Workshop des Museums Villa Erckens am Samstag.

Viel zu tun gab es allerdings für die Kinder ab sechs Jahren. Immerhin 20 Kilo Äpfel reiben - komplett mit Schale und Kerngehäuse - danach ab mit den Raspeln in die Presse und alles mit vereinter Kraft durchgepresst. Der Ertrag: Zwölf Liter leckerer Apfelsaft zum Probieren und Mit-nach-Hause-Nehmen.

"Unsere Arbeit hat sich gelohnt", findet Teilnehmer Elias. Im Kühlschrank hält sich der Selbstgepresste vier Tage - sofern nicht schon vorher alles ausgetrunken ist. Denn der trübe Saft unterscheidet sich von allem, was die Kinder aus dem Supermarkt kennen. "Manche sind am Anfang skeptisch, aber probieren wollen alle. Und bis jetzt hat der Geschmack noch jeden überzeugt", so die Erfahrung von Workshop-Leiterin Corinna Struve.

Von Hause aus Biologin, veranstaltet die 32-Jährige seit etwa zwei Jahren Natur-Workshops für Kinder. Diesen Sommer hat sie erstmals mit dem Museum kooperiert, das Apfelsaft-Pressen am Samstag war gleichzeitig Abschluss des Kinder-Ferienprogramms auf der Erckens-Insel.

Mit insgesamt 30 Terminen hatte das Museum sein Angebot gegenüber den letzten Jahren enorm aufgestockt. Corinna Struve war mit drei Veranstaltungen vertreten - alle ausgebucht. Gleich ein voller Erfolg, freut sich Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack, der für die Zukunft bereits ähnliche Angebote plant.

Tatsächlich fügt sich das Motto von Struves Workshops "Natur am Niederrhein" perfekt ins neue Museumskonzept ein. Denn wer denkt beispielsweise beim Thema Äpfel und Stadtgeschichte nicht gleich an Diedrich Uhlhorn? Der bekannte Grevenbroicher Apfelkenner züchtete 1878 eine neue Sorte und nannte sie Zuccalmaglio Renette, nach seinem Schwiegervater, Vinzenz von Zuccalmaglio. Die würzigen Äpfel sind heute selten geworden, gelten bei Fans von alten Obstsorten aber als Geheimtipp.

Zwar keine Zuccalmaglio Renetten, aber Äpfel von Schloss Dyck waren es, die am Samstag in die Presse kamen. Und die Kinder erfuhren, wie süß ein Fruchtsaft ganz ohne Zucker sein kann. Nicht nur dem Teilnehmer Moritz schmeckte der Selbstgepresste "besser als der gekaufte".