Rhein-Kreis Neuss: Bauern bangen um ihre Existenz
Die Landwirte im Rhein-Kreis Neuss fürchten, 460 Hektar Ackerfläche um die Insel Hombroich zu verlieren. Auf der Fläche soll das Raumortlabor realisiert werden.
Rhein-Kreis Neuss. Das Architektur- und Kunstprojekt Raumortlabor der Insel Hombroich gewann schnell viele Fürsprecher, als es im Jahr 2004 auf der Architektur Biennale in Venedig vorgestellt wurde. Auf dem 460 Hektar großen Areal zwischen Holzheim und Kapellen soll ein Ort für naturnahe Landschaft wachsen - ein Nebeneinander von Menschen, Tieren und Pflanzen.
In einem Verhältnis von 90 Prozent Landschaft und 10Prozent Bauwerken sollen Kräuter-, Obstgärten und Wildwiesen neben Arbeits- und Lebensräumen entstehen.
Der Rheinische Landwirtschafts-Verband sieht das Projekt als Zugewinn an Bekanntheit und Attraktivität für die Städte Neuss und Grevenbroich, aber auch als eine Bedrohung: Mit dem Raum-ortlabor würden 460 Hektar Ackerboden verlorengehen, die anliegenden Bauern um ihre Existenz bedroht sein, heißt es.
"Mir würde die Grundlage entzogen, falls die Visionen eines Tages Wirklichkeit werden sollten", sagt Landwirtin Barbara von Meer, deren Flächen im geplanten Raumortlabor liegen.
Aber nicht nur die Existenzgefährdung von 25 landwirtschaftlichen Betrieben wäre demnach mit der Realisierung des Projekts verbunden. "Bei dem Gebiet handelt es sich um äußerst fruchtbare Böden. Gerade vor der aktuellen Diskussion über die steigende Nachfrage von Nahrungsmitteln sollte dieses flächenverschwenderische Projekt einmal gründlich überdacht werden", poltert Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach.
Hintergrund ist, dass immer mehr Flächen verbaut werden. Zurzeit sind es täglich 30 Hektar in NRW, die durch Baugebiete, Straßenbau und ökologische Ausgleichsmaßnahmen den Landwirten an Nutzfläche im Land verloren gehen. NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg schloss sich der Kreisbauernschaft Neuss um Wappenschmidt an und fordert eine Überprüfung der Pläne.
Bisher hat die Kreisbauernschaft bereits erreicht, dass die beteiligten Kommunen Neuss und Grevenbroich in ihre entsprechenden Beschlüsse einen Zusatz aufgenommen haben: Die landwirtschaftlichen Belange sollen bei der weiteren Projektplanung berücksichtigt werden.