Holzbüttgen: Peter Neunzigs Geheimnis
Was aussieht wie eine einfache Garage, ist in Wirklichkeit die Durchfahrt zum Innenhof. Dort bewahrt der Sammler neun Traktoren auf.
Holzbüttgen. Wer mit Peter Neunzig "mal eben" über seine Traktoren sprechen möchte, muss sich auf ein längeres Gespräch gefasst machen. Bei seinem Lieblingsthema geht der 69-jährige Holzbüttgener gerne ins Detail.
Dann erzählt er von speziellen Bremssystemen oder von der Keilriemenscheibe eines VW-Käfers, die er einmal kurzerhand in sein Prachtstück, einen weinroten Bungartz-Traktor vom Typ T5, eingebaut hat. "So ein Fahrzeug hat hier im Umkreis von 30 Kilometern wohl niemand", vermutet er. Neunzig hat diesen Traktor - und noch neun weitere.
Allerdings sind diese nicht so ohne weiteres sichtbar. Bloß eine unscheinbare Doppelgarage ist von außen vor seinem Haus zu sehen. Dort hinein fährt er manchmal Trecker um Trecker - und die Nachbarn schauen ungläubig. "Manche fragen mich verdattert, wie ich das alles da rein kriege", sagt Neunzig. "Mit Schwung, mit Schwung, antworte ich dann nur." Das Geheimnis: Die Garage ist nach hinten offen, eine Durchfahrt möglich.
Eigentlich hatte der ehemalige Angestellte der Stadt Kaarst mit Landwirtschaftsmaschinen nichts zu tun. "Vor 40 Jahren hat mir dann ein Mann, dessen Auto ich repariert habe, einen Hanomag-Traktor geschenkt." Nachdem er den grunderneuert hatte, musste neues Material her. Was folgte, waren ein Deutz und ein Fendt. "Den hab ich aus Celle vom Schrottplatz geholt". Allerdings sieht er danach heute nicht mehr aus, sondern blinkt in hellem Grün.
Zu fast allen seiner Traktoren kann Neunzig eine Geschichte erzählen. "Das Interessante, was keiner sieht, sind die Details", sagt der Sammler und klopft auf das silbern schimmernde Kontergewicht an der Front des kleinen roten Traktors. "Aus Holz." Das Originalteil aus Metall hat Neunzig abgeschraubt. "Das war viel zu schwer", sagt er kopfschüttelnd, als sei das selbstverständlich. Etwas Silberfarbe macht die Attrappe perfekt.
Peter Neunzigs Begeisterung für Trecker teilen seine beiden Söhne nicht. Auch seine Frau, die vor ein paar Jahren gestorben ist, hatte für die Landmaschinen wenig übrig, sagt Neunzig. Er aber schwärmt bei jedem Schritt durch sein kleines Museum. "Das ist ein 15er Deutz vom Typ F1 L 514/50, die sind sehr selten", sagt er dann.
Seit etwa drei Jahren ist Neunzig mit seiner Treckerliebe nicht mehr allein. "Den habe ich infiziert", sagt er, lacht und zeigt auf seinen Freund Helmut Cornelius. Der 67-Jährige ist stolzer Besitzer eines Deutz 4506. "Den habe ich ihm besorgt, weil er immer, wenn er an meinem Haus vorbei kam, einen langen Hals gemacht hat", so Neunzig.
Seitdem gehen die Büttgener regelmäßig "on the road". Zum Beispiel auf Traktor- oder Oldtimer-Treffen. Cornelius: "Heute sind wir in Angermund, morgen in Grevenbroich-Münchrath..."
Einmal ist Neunzig fremdgegangen und hat sich einen Unimog gekauft. "Das Ding lief prima", sagt er. "Nur die Bremsen gingen nicht". Das aber hinderte Neunzig keinesfalls daran, das Auto von Solingen bis nach Kaarst zu fahren. "Die Bordsteinkante war meine Bremse", sagt er und grinst.
Für jeden seiner Traktoren habe Neunzig nie mehr als 500 D-Mark bezahlt. "Heute würde man für alle bestimmt 70.000 Euro bekommen."
Das Kaarster Traktor-Duo Neunzig und Cornelius hat sich übrigens eine besondere Tour vorgenommen. "Wir wollen mit Trecker und Wohnwagen hinten dran an die Nordsee fahren." Dann mit funktionierenden Bremsen.