Grevenbroich: Körperteile aus Stein, Holz und Mineralguss
Ausstellung: Der Bildhauer Dieter Bösebeck zeigt seine Werke in der ehemaligen Synagoge.
Grevenbroich. Eine "Familie" zum Experimentieren: Je nach Anordnung der einzelnen Figuren verkörpert das dreiteilige Ensemble aus schwarzem Diabas verschiedene Stimmungen. Geschaffen hat sie Dieter Bösebeck, der als Bildhauer und Maler auf Gut Vockrath bei Neuss lebt und arbeitet.
1940 im westfälischen Ennepetal geboren, studierte Bösebeck Maschinenbau und absolvierte später Ausbildungen in Aquarellmalerei und Bildhauerei. Seit 2002 arbeitet er als freischaffender Künstler und stellt im In- und Ausland aus. In Grevenbroich waren Arbeiten von Bösebeck erstmals im Rahmen der "Euroga" 2002 zu sehen. Vor wenigen Wochen wurde sein "Baumcollier" an einer Kastanie in einer Wevelinghovener Parkanlage angebracht, eine andere Arbeit steht im Braunkohlewäldchen nahe der VHS-Verwaltung.
Kleiner und zarter sind die Stücke, die Bösebeck für die aktuelle Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Hülchrath zusammengestellt hat. Unter dem schlichten Titel "Figuren-Skulpturen" versammelt er neun Exponate aus Holz, Stein und Mineralguss. Die menschlichen Gestalten beziehungsweise Körperteile sind nur wenig abstrahiert, die Titel der Exponate verzichten bewusst auf genauere Interpretations-Vorgaben. Denn Bösebeck lässt es nicht bewenden mit der Aufforderung, Stein, Holz und andere Materialien zu ertasten und zu bewegen, er macht den Betrachter zum Deuter seiner Kunst: "Die Leute sollen sich ihre eigenen Gedanken darüber machen, was sie da sehen", erklärt der Künstler dazu. Wenn diese Deutungen von seiner Intention abweichen, umso besser, ist der Neusser überzeugt. Auf diese Weise könne man neue Sichtweisen kennenlernen und miteinander darüber ins Gespräch kommen.
Beispielsweise über eine Arbeit mit dem Titel "Gemeinschaft": 16Mineralguss-Figuren stecken auf hohen Stäben in einem Marmorblock, vom Künstler als Sinnbild für Zusammenhalt und Freundschaft geschaffen. "Aber dann hörte ich von Ausstellungsbesuchern ,Vor denen kann man ja Angst kriegen’", sagt Bösebeck. Tatsächlich stehen die Figuren in Reih und Glied - mancher mag da eher ans Militär als an einen Freundeskreis denken. Aber wer hat nun Recht?
Alle, würde Dieter Bösebeck wohl sagen. Und die vielen anderen, die ihr eigenen Ideen und Erfahrungen in die Ausstellung mitbringen. Solche Besucher sind ihm überhaupt die liebsten: Leute, die viele Fragen haben und auch mal konstruktive Kritik äußern: "Da kann man als Künstler vieles lernen."
“ Die Ausstellung dauert noch bis Sonntag, 21. September. Öffnungszeiten jeweils sonntags von 11bis 14 Uhr oder nach Vereinbarung, Tel. 02182-18571, E-Mail: dieter.boesebeck@web.de