Schloss und Park erstrahlen im Lichterglanz
Das Licht- und Tonspektakel verschönert noch bis zum 14. September die Abende am Schloss Dyck.
Rhein-Kreis Neuss. "Wo sind denn nun die sprechenden Bäume", fragt der Dreikäsehoch auf seinem Dreirad ungeduldig. Eigentlich wäre es für den Knirps Zeit, ins Bett zu gehen, aber die Illumina im Schlosspark Dyck sprengt jede Zeitplanung. Das Licht geht dort an, wenn es draußen dunkel ist und kleine Kinder eigentlich ins Bett müssen.
Petrus hat es bisher nicht gut gemeint mit dem Licht- und Tonspektakel auf der barocken Schlossanlage in Jüchen. Der Auftakt am Freitag war verregnet, auch gestern war das Wetter eher bescheiden. Doch am Samstag zeigten sich Schloss und Park im besten Lichterglanz. "Als wolle der Himmel eine eigene Illumina veranstalten", kommentierte ein Besucher die abendliche Beleuchtung im Park.
Die untergehende Sonne tauchte Tulpenbaum und Roteiche in ein Farbenmeer, noch bevor die beiden Baumriesen in die Inszenierung der Schwinwerder einbezogen wurden. Auf die sprechenden Bäume, die den Kindern Märchen erzählen, musste der Knirps allerdings weitgehend verzichten. Diese Illumina ist etwas anders, intellektueller.
Die Gedichte, die an ausgewählten Plätzen vorgetragen werden, kann man mögen, kann sie aber auch langweilig, manchmal sogar aufgesetzt finden. Nicht das gesprochene Wort fasziniert, sondern Landschaft, Licht, Musik und Gerüche. Schon lange bevor man das grün beleuchtete Tor zur alten Parkanlage passiert hat, empfängt einen Renaissancemusik - und sie entlässt einen erst wieder auf dem Parkplatz.
Der Blick zurück auf den nun endgültig dunklen Himmel mit der beleuchteten Schlosskulisse und den hoch in den Himmel greifenden Strahlern bleibt im Gedächtnis haften.
Wer immer die Zeit hat, sollte vor Einbruch der Dunkelheit sein Ticket lösen. Denn ein Höhepunkt der unter das Motto "Zauber der Jahreszeiten" gestellten Inszenierung von Wolfram Lenssen ist die Gräfte, der Kanal zwischen der Orangerieinsel und den Mustergärten. Im verblassenden Tageslicht erstrahlten die Kräuter am Ufer im unwirklichen Blau, bei Dunkelheit erscheinen die Bäume wie mit Schnee und Eis überzogen.
Gegenpol ist ganz am westlichen Parkende eine lauschige Ecke mit Thymianduft und Tarantellaklang. Sie soll den Sommer symbolisieren.
Ganz Clevere haben sich ihre Verpflegung selbst mitgebracht und zelebrieren auf den bereitgestellten Stühlen ihr ganz privates Sommerfest. Eines mit Ausblick auf den dramaturgischen Schlussakkord, das "Fest der Jahreszeiten" vor der Wasserseite des Hochschlosses.
Erstmals wurde der komplette Schlosspark in die Illumina einbezogen, sogar das Schloss selbst. Besonders bezaubernd: Die Inszenierung von Plätzen sowie der alten Eibe, die von einem Kranz von zig hundert Glühbirnchen umgeben ist.
Wer - von der Lichterkette geleitet - den großen Bogen durch Park und Schloss macht, kann den Abstecher außen entlang am Schlossteich getrost streichen, denn von der Orangeriehalbinsel bekommt man von dem Spektakel ausreichend mit. Der Nachteil dieser Tour: Man sollte mindestens zwei Stunden mit Zwischen- beziehungsweise Verköstigungspausen einplanen.
Illumiana 2008 im Schlosspark Dyck, Jüchen: bis 14. September, 20 bis 24 Uhr, Einlass 18 Uhr, Erwachsene zahlen 8 Euro, Kinder 6 bis 17 Jahre einen Euro.