Grevenbroich: Kuschelkurs nach Wiederwahl?

Dezernentenwahl: Gegen den Willen Axel Prümms ist Barbara Kamp vom Stadtrat wiedergewählt worden.

Grevenbroich. Eine wichtige Personalentscheidung ist am Donnerstag im Stadtrat gefallen: Wie berichtet, bleibt Barbara Kamp (FDP), Dezernentin für Ordnung, Recht, Standesamt und Feuerschutz für weitere acht Jahre im Amt.

Die Kandidatenkür war zuvor unter den Mehrheits- und Kooperationsfraktionen abgestimmt worden und dementsprechend nicht wirklich eine Überraschung. Für eine Verlängerung der Amtszeit von Kamp sprachen sich 40 Ratsmitglieder aus, zehn Stadtverordnete verweigerten die Stimme in geheimer Wahl. Es gab eine Enthaltung. Bekanntermaßen hatte Bürgermeister Axel Prümm schon seit einiger Zeit dagegen opponiert, Kamp wieder zu wählen. Doch warum das Tischtuch zwischen dem Rathauschef und seiner Dezernentin zerschnitten ist, dazu will Prümm öffentlich keine Details nennen: "Kein Kommentar. Das lässt sich schlecht an einzelnen Dingen fest machen."

Als erster Gratulant überreichte der Bürgermeister der Liberalen einen blau-gelben Blumenstrauß, Kamp lächelte gequält. "Küsschen" - rief einer aus dem Ratssaal hämisch. "Ich betrachte meine Wiederwahl auch als Dankeschön für meine Mitarbeiter, die mir den Rücken gestärkt haben", sagte eine erleichterte Barbara Kamp.

Rathaus-Personalia tangieren den Bürger in der Regel selten, doch am Donnerstag war in den Besucherreihen im Bernardussaal kein freier Platz mehr zu finden. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass Prümm aus seiner Abneigung gegen Kamp keinen Hehl machte und eine mögliche Wahl mit der Drohung verknüpfte, dann 2009 nicht mehr antreten zu wollen. Zum anderen daran, dass die Begleitumstände der Dezernentenwahl höchst verlogen schienen. "Es war ein Possenspiel, aufgeführt mit öffentlichen Mitteln und auf dem Rücken der Wähler, deren Interessen auf der Strecke geblieben sind", polterte UWG-Vorsitzender Rolf Göckmann gestern. "Es war ein Schauspiel in mehreren Akten, aber letztlich mit einem Happy-End für alle."

Erster Akt: Prümm erklärte nach der Wiederwahl zwar, dass er Demokrat sei und Mehrheiten akzeptiere, zitierte aber nicht ganz ohne Zynismus den Paragrafen 54 der Gemeindeordnung: "Gemäß dieser Gemeindeordnung kann ich in meiner Funktion als Bürgermeister dem soeben getroffenen Ratsbeschluss widersprechen, falls er das Wohl der Gemeinde gefährdet."

Nach der Erklärung Prümms kündigte CDU-Fraktionsvorsitzender Josef Theisen an, dass die Ratsmitglieder von CDU, FDP und FBG hinter dem Bürgermeister stünden und "es als wünschenswert erachten würden, wenn Prümm 2009 wieder als CDU-Kandidat antreten würde". Prümm möge seine erfolgreiche Arbeit zum Wohle der Bürger zusammen mit einer engagierten Verwaltung weiter fortsetzen.

"Diese Art der Inszenierung ist lächerlich und peinlich", kommentierte Edmund Feuster (SPD) mit gewisser Häme auf die internen CDU-Querelen der vergangenen Woche. Ein paar Minuten später bedankte sich Prümm per Handschlag beim SPD-Vorsitzenden. "Das hatte Stil. In einem Dankesbrief an Edmund Feuster habe ich das jetzt auch noch einmal schriftlich kund getan", sagte Prümm gestern.