Hundekadaver liegt seit Wochen in Gohr
Das Tier wurde an einem Weg abgeladen, sagt die Finderin. Die Hintergründe sind unklar.
Dormagen. „So etwas macht doch kein normaler Mensch“ — die 55-Jährige aus Neukirchen ist fassungslos. Vor gut vier Wochen entdeckte sie bei einem Spaziergang in einem Waldstück an der B 477 kurz vor Gohr einen in eine blaue Mülltüte verpackten Hundekadaver. „Nur die Schnauze und die Vorderläufe guckten hervor“, schildert die Frau, die selbst zwei Hunde und noch weitere Tiere hält. Sie vermutet, dass es sich um einen Schäferhund-Mix gehandelt habe. Auffällig: „Die Schnauze des Tieres war zugebunden“, erzählt die Neukirchenerin.
Ob es sich um einen Fall von Tierquälerei handelt und der Vierbeiner noch gelebt hat, als er wie ein Gegenstand „entsorgt“ wurde? Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Vergleichbare Fälle von Tierquälerei seien ihrer Behörde im letzten halben Jahr nicht gemeldet worden, berichtet Polizeisprecherin Daniela Dässel. Zwar war erst am Rosenmontag im Grevenbroicher Ortsteil Kapellen eine tote Katze in einer Sporttasche entdeckt worden. Dort gab es aber keine Hinweise, dass das Tier zuvor gepeinigt worden war.
Auch Uta Wegener, Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Rhein-Kreis Neuss, sind keine derartigen Delikte bekannt geworden. Das Kreis-Veterinäramt hatte im Zusammenhang mit der toten Katze aber darauf hingewiesen, dass es nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch verboten sei, ein Haustier auf freier Flur zu „entsorgen“.
Unklar bleibt, warum der — mittlerweile stark verweste — Hundekadaver in Gohr auch am Dienstagnachmittag immer noch am alten Platz lag. Der Müllsack war zwar inzwischen weiter aufgerissen worden, doch weggebracht hatte die Überreste des Hundes niemand. Dabei habe sie einen Tag nach ihrer Entdeckung, also schon am 18. Januar, das Dormagener Ordnungsamt informiert, versichert die 55-jährige Finderin im Gespräch. Dort habe man ihr zugesagt, sich um die Angelegenheit zu kümmern und einen Veterinär nach Gohr zu schicken.
Diese Aussage verwundert Dormagens Stadtsprecher Harald Schlimgen. „Wenn tote Tiere nicht auf fremdem Grund und Boden liegen, für den ein anderer Eigentümer zuständig ist, kümmert sich in der Regel unser Baubetriebshof um die Beseitigung“, erklärt Schlimgen. Eine Nachfrage seinerseits beim Ordnungsamt blieb gestern ohne Ergebnis: „Wir können nicht mehr nachvollziehen, ob und wo der Anruf der Dame eingegangen ist.“ Der Stadtsprecher versprach aber schnelle Abhilfe. Der Baubetriebshof werde den toten Hund umgehend entfernen.