Kaarst: Bürger bei der Planung vergessen
Stadtentwicklung: An der Maubisstraße soll eine neue Ladenpassage entstehen. Dagegen regt sich nun Widerstand. Zwei Anwohner haben die „Initiative Stadtmitte“ gegründet.
Kaarst. Viel Lob gab es von den Politikern: Immobilienbesitzern, Geschäftsleute, Architekten und Vertreter der Stadt haben zusammen einen Plan für die Innenstadt entwickelt. In ihm ist festgelegt, wie sich die Innenstadt entwickeln soll, an welcher Stelle noch gebaut werden darf - und wo nicht.
Dass unterschiedliche Interessensvertreter an einem Tisch sitzen und gemeinsam ein Konzept für die Innenstadt erarbeiten, ist recht neu - in den USA und Kanada wiederum ein alter Hut. Ziel: Den riesigen Einkaufspassagen (Malls) soll eine attraktive Innenstadt (Business Improvement Districts) entgegengesetzt werden. Für Kaarst zwischen den Oberzentren erscheint das geradezu überlebenswichtig. Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) heißt die Form der Zusammenarbeit, die vom Land gefördert wurde. "Eine Gruppe wurde vergessen", sagt Manfred Stranz, "die Bürger, die ja schließlich auch Kunden sind. Stadtmitte bedeutet Leben - und ist mehr als Vermietung von Immobilien und Straßenverkehr."
Stranz ist ebenso wie Dieter Christoph, der nur wenige Häuser weiter wohnt, Anwohner der Maubisstraße. Beide ärgern sich über die geplante Ladenpassage "Am Maubistor". "Das Gebäude wirkt zur Maubisstraße hin wie die chinesische Mauer - und es widerspricht der Rahmenplanung. Deshalb muss jetzt gehandelt werden", sagt Christoph.
Tatsächlich weicht der Entwurf der Ladenpassage von der Anordnung der Stellplatzab- und auffahrten sowie von der Führung in der Passage ab. Ursprünglich war eine größere Tiefgarage, aber kein Parkdeck geplant. Stattdessen sah das Konzept in der ersten Etage Büros vor. "Der Baukörper ist viel zu nah an der Maubisstraße. Zudem war dort keine Einfahrt für ein Parkdeck oder Tiefgarage geplant. Wie soll die Zufahrt funktionieren?", fragt sich Stranz.
Mit Dieter Christoph hat er der Stadtverwaltung einen Brief geschrieben. Darin verweisen die Anwohner auf die veränderte Einkaufssituation hin: "Die vorhandenen Geschäfte werden dann komplett verdeckt. Jetzt kann dort vor der Tür geparkt werden", erläutert Christoph. Eine Antwort auf ihr Schreiben haben sie von der Stadt bisher nicht erhalten.
Christoph und Stranz wissen nicht nur betroffene Anwohner, auch Verbände und Vereine hinter sich. "Wir haben die Initiative Stadtmitte gegründet und wollen einen konstruktiven Beitrag leisten", erläutert Stranz. Die Initiative will den Planungsbereich der ISG Kaarst-Mitte erweitern. Denn so würden zum Beispiel weder das Bebop, das VHS-Haus noch die Schulen, das Haus der Senioren oder der Stadtpark in die Planung einbezogen.
"Wenn über die Stadtmitte gesprochen wird, muss man sich Gedanken über die Parkplatzsituation machen. Was bei der Rahmenplanung auffällt: Die Stadt ist nicht bereit, selbst zu investieren oder neuen Parkraum zu schaffen", bemängelt Stranz. Und Christoph ergänzt: "Über den Verkehr hat man sich auch zu wenige Gedanken gemacht. Die Straße Am Dreieck muss in die Planungen einbezogen und die Alte Heerstraße entlastet werden."