Kaarst: Hilfe für die Ärmsten der Armen

Die Kaarster Nepal-Initiative ermöglicht Kindern eine Ausbildung. Das Projekt ist nun von Nepals Regierung anerkannt.

Kaarst/Pokhara. Lehrer Deepak Gurung ist glücklich. Fast ein Jahr hat es gedauert, nun hält er das Zertifikat in den Händen. "Child Welfare & Education Pokhara" ist von der nepalesischen Regierung als gemeinnütziger Verein anerkannt. "Das ist für uns sehr wichtig, denn jetzt gehen die Kaarster Spendengelder von rund 100 000 Euro im Jahr für 80 Patenkinder direkt auf das Konto, und wir müssen dafür keine Steuern bezahlen", erläutert Reiner Strauss, Vorsitzender der Kaarster Nepal-Initiative (KNI), der gerade von seiner vierwöchigen Reise aus einem der ärmsten Länder der Erde zurückgekehrt ist.

Der Kaarster Verein hat vor einem Jahr ein so genanntes Boarding House in Pokhara, der mit rund 200 000 Einwohnern zweitgrößten Stadt im Himalaya-Staat, angemietet. Dort sollen einmal bis zu 65 Kinder und Jugendliche untergebracht werden. "Zurzeit wohnen dort 23 Schüler. Nach dem Sommer werden es etwa 45 sein", sagt der 67-Jährige.

Das Gebäude, früher einmal ein Hotel, bietet den jungen Nepalesen viel Platz. Sie sind in Zwei- oder Drei-Bett-Zimmern untergebracht. Eine Köchin kümmert sich um die Mahlzeiten. Deepak Gurung leitet die Einrichtung mit seiner Frau Prema.

"Ich bin sehr stolz auf den 26-Jährigen", betont Strauss. Denn Deepak Gurung war einer der ersten Patenkinder, den die Initiative unterstützt hat. "Unser Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe, und der junge Mann ist ein gutes Beispiel dafür. Er hat einen Bachelor-Abschluss als Lehrer und macht gerade noch seinen Master", erläutert Strauss. So sind die Kinder dort in guten Händen. "Das haben auch die Vertreter des Kinder- und Jugendamtes gesehen. Deren Sorge war zudem, dass wir die soziale Struktur von Familien zerstören und Kinder aus der Obhut ihrer Eltern nehmen", erklärt Strauss, der vor Ort mit den Regierungsvertreten gesprochen hat.

Die Kaarster Nepal-Initiative will Kindern eine Chance geben, eine Schule besuchen zu können. Die rund 30 Millionen Einwohner Nepals leben überwiegend in ländlichen Gebieten. In manchen Regionen gibt es keine Schulen. "So ermöglichen wir Kindern überhaupt erst Bildung. Damit sie ihre Eltern in den Ferien besuchen können, finanzieren wir die Fahrt nach Hause", sagt Strauss.

So leben in dem Haus vor allem bedürftige Kinder aus der Region, wie Sunil Kunar, dessen Mutter sterbenskrank ist und für den Strauss noch Pateneltern sucht. Denn der Vater des Fünfjährigen ist arbeitslos und kann das Schulgeld nicht bezahlen. Bei einer Arbeitslosenquote von über 40 Prozent kein Einzelfall. "Selbst wer Arbeit hat, dem fällt es schwer, das Schulgeld von rund 250 Euro aufzubringen. Denn ein Facharbeiter verdient rund 600 Euro im Jahr", berichtet Strauss.

Das Boarding House ist nicht das einzige Projekt der KNI in Pokhara. Ganz in der Nähe leben in dem Bergdorf Sarangkot 90 Prozent der Einwohner unter der Armutsgrenze. Dort will der gemeinnützige Verein Quality of Life wie der Name verrät, die Lebensqualität verbessern. Geleitet wird er von der Belgierin Sabine Molemans. Sie kümmert sich dort um zahlreiche Projekte, unter anderem einen Kindergarten. Diesen besuchen rund 30 junge Nepalesen, die von der KNI unterstützt werden.