Mystische Stimmung im Kerzenschein

5500 Neusser kamen in den Rosengarten, um „Helden, Mythen und Legenden“ zu erleben.

Neuss. Für die Neusserin Sabine Daniels ist die Klassiknacht ein "Pflichttermin". Ihr zehnjähriger Sohn Bastian lief am Samstag lachend durch das Meer von Decken, Zuschauern und Picknickkörben. "Das ist unser alljährliches Prinzip: Jeder bringt etwas mit, dazu stellen wir Kerzen auf und verbringen einen schönen Abend."

"Helden, Mythen und Legenden" lautete das diesjährige Motto der neunten Klassiknacht im Rosengarten. Die Erwartungen der 5500 Gäste waren dementsprechend hoch.

Ein "anspruchsvolles und populäres Programm" versprach Matthias Gawriloff, Intendant der Deutschen Kammerakademie am Rhein, deren Veranstaltung in Kooperation mit der Stadt Neuss und 3M aus dem kulturellen Geschehen in Neuss nicht mehr wegzudenken ist.

Zur Freude aller Klassik-Fans erfüllte Gawriloff sein Versprechen, zu dessen Erfolg auch das Können zweier weiterer Männer beitrug: Chefdirigent Lavard Skou-Larsen führte sein Orchester leidenschaftlich durch das erstklassige Programm. Der diesjährige Solist Ki-Chun Par ersang sich vor dem Neusser Publikum stehende Ovationen.

Passend zum Thema ist er ein Heldentenor und Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart. In Korea ist der Sänger ein umjubelter Star. Nicht nur in Giacomo Puccinis "Tosca" überzeugte der Schwetzinger mit einer warmen und kräftigen Stimme. John Williams "Schindlers Liste" wurde mit einem zweifachen Applaus gewürdigt.

Mit der untergehenden Sonne legte sich eine wahrhaftig mystische Atmosphäre über den Rosengarten. Maurice Ravels "Bolero" verwandelte die andächtige Stille in eine erneute Euphorie und das Ende der Klassiknacht kam für manchen Gast zu schnell, viele nicht abbrechende Rufe nach einer weiteren Zugabe folgten.

Ungewohnt modern wurde das Publikum mit dem Frauen-Duo Meditias überrascht. Die Zweitbesten des diesjährigen Rock- und Pop-Förderpreises der Stadt Neuss, Shana und Latimo, folgten Matthias Gawriloffs Einladung und schrieben eigens für das Konzert den Rap-Titel "Schafe im Wolfspelz".

Neue Zeiten für die Klassiknacht? Dass Veränderungen der Veranstaltungen gut tun, bewies auch der neue Moderator Manfred Breuckmann, der wortgewandt durch das Programm führte.

Traditionell romantisch beschlossen die Neusser den Abend in einem Lichtermeer aus Feuerzeugen mit Edward Elgars "Pomp and Circumstance".