Kaarst: Kindeswohl - Wenn Eltern streiten: Anwälte für das Kind

In Büttgen haben sich 23 Männer und Frauen zu Verfahrenspflegern ausbilden lassen.

Kaarst. Mama und Papa verstehen sich nicht mehr. Die kleine Amelie leidet unter dem Dauerstreit ihrer Eltern. Diese wollen sich scheiden lassen. Vor Gericht streiten sie ums Sorgerecht, um Unterhalt und wo Amelie leben soll. Mama hat einen Anwalt, Papa eine Anwältin.

Nur Amelie kann sich natürlich keinen Rechtsbeistand leisten. Doch für sie stehen Verfahrenspfleger zur Verfügung - speziell ausgebildete Pädagogen, Juristen oder Psychologen, die Kinder in Gerichtsverfahren vertreten.

Diese Verfahrenspfleger sehen sich als "Anwälte des Kindes". 23Fachkräfte haben jetzt ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Künftig vertreten sie die Interessen von Kindern und Jugendlichen vor Gericht. Das sei nötig, findet Peter Stieler, Weiterbildungsleiter der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe. "Obwohl die Eltern im Glauben handeln, das Beste fürs Kind zu machen, muss es aus Sicht des Kindes nicht immer das Beste sein. Da kommen die Verfahrenspfleger ins Spiel", sagt er.

Auch wenn es um die Zukunft misshandelter oder vernachlässigter Kinder geht, sind die Fachleute gefragt. Sollen sie zum Beispiel bei den Eltern bleiben, in einer Pflegefamilie leben oder in einem Heim untergebracht werden?

Stieler betont aber: "Die Interessen des Kindes zu verstehen und zu vertreten bedeutet nicht, das zu tun, was das Kind will. Was geschehen soll, entscheidet am Ende immer noch der Richter."

Die Ausbildung umfasst 300Stunden und findet berufsbegleitend über ein Jahr statt - es gibt zwölf zweitägige Seminartermine, jeweils freitags und samstags. Der Kurs kostet rund 2300Euro. Die Teilnehmer kommen überwiegend aus NRW. Wer den Kurs erfolgreich absolviert hat, kann sich bei einem Richter als verfahrenspfleger bewerben.