Grevenbroich: Kruzifix nach sechsjähriger Restauration zurück
Seit gestern hängt das gotische Kreuz wieder in der St. Lambertus-Kirche.
Grevenbroich. Ehrwürdig betrachtet Pfarrer Stephan Becker das gotische Kruzifix in der Pfarrkirche St. Lambertus. Bereits drei Jahre leitet Becker die katholische Gemeinde - das Kreuz aus dem 14. Jahrhundert sah er gestern jedoch zum ersten Mal.
Sieben Jahre mussten die Neurather mit einem "Notkreuz" vorlieb nehmen. Das eigentliche Kruzifix der Pfarrkirche, an dem der ausgemergelte Körper des sterbenden Jesus Christus hängt, wurde 2001 der Restaurierungswerkstatt des Rheinischen Amts für Denkmalpflege übergeben.
"Es hat sich gelohnt", freut sich Stefan Stupp, der sich, wie Pfarrer Becker sagt, "wie ein treues Kind" von Beginn an um die Maßnahme kümmerte. Laut Restaurator Marc Peez befand sich das 1,65 Meter hohe Kreuz aus Nussbaumholz in einem "ästhetisch und konservatorisch schlechten Zustand". Die Farbfassung war seit der letzten Restauration im Jahr 1964 teilweise abgefallen. "Deshalb haben wir schnell gehandelt."
Nach einer umgehenden Konservierung wurde die Figur mikroskopisch auf ihren Zustand untersucht. "Die Figur hat drei Farbfassungen erhalten", erklärt der Restaurator. Die zweite Schicht sei allerdings nicht sauber aufgetragen worden: "Damals war die Technik einfach noch nicht so gut." Nach einer Reinigung wurden die Verkittungen deshalb abgenommen und durch eine Retusche geschlossen.
"Seltsam ist, dass es keine Veröffentlichungen über die Skulptur gibt, obwohl sie sehr hochwertig ist", meint Marc Peez. Und es gibt weitere interessante Details: 1964 entdeckte Gangolf Minn während seiner Restaurierungsarbeit starke Bruchstellen, die lediglich mit Bandagen zusammengesetzt und überstrichen wurden. Minn stärkte die Bruchstücke mit Leinen und leimte sie wieder zusammen. "Ich vermute, dass die Figur bei einem Sturz oder durch Vandalismus zertrümmert wurde", sagt Peez.
Damit das Kreuz nun seine Qualität behält, wurde kürzlich auch das Heizungssystem erneuert: "Die Luft kann der Figur schaden. Die neue Heizung regelt auch die Raumluftfeuchte", freut sich das geschäftsführende Kirchenvorstandsmitglied Stefan Stupp, der die Kosten der Restaurierung auf 20.000 Euro schätzt.
Getragen werden die vom Erzbistum Köln und dem Landschaftsverband Rheinland. An dieser Stelle klärt sich auch auf, warum die Maßnahme sechs Jahre andauerte: "Normalerweise begutachten wir nur", sagt Marc Peez. "Diese außergewöhnliche Skulptur wollten wir aber nicht verkommen lassen."
Eingesegnet wird das Kruzifix in der Pfarrkirche St. Lambertus am 20. Juli um 10 Uhr.