Neujahrsempfang: Die Bibel als Schlüssel zu den Menschen

Der Neusser Katholikenrat blickt in die Zukunft des Glaubens.

<strong>Rhein-Kreis Neuss. Nur in drei von zehn Milieus in der deutschen Bevölkerung ist die katholische Kirche noch fest verankert. Immer größere Teile der Gesellschaft fühlen sich durch die Ästhetik und Semantik der christlichen Kirchen nicht mehr angesprochen. Das ist das Ergebnis der vieldiskutierten Sinus-Milieu-Studie, die seit 2005 jährlich die religiöse und kirchliche Orientierung der deutschen Bevölkerung untersucht. Angesichts dieser Entwicklung versucht die katholische Kirche sich im Rahmen ihrer Strukturreform 2020 durch Einsparungen und die Fusion von Gemeinden zu sanieren. Davon betroffen sind auch die rund 186000 katholischen Christen im Rhein-Kreis Neuss. Der Neujahrsempfang des Katholikenrates unter dem Motto "Bibel trifft Milieu" stieß deshalb auf große Resonanz. Mehr als 150 Gläubige und Gäste aus Politik und Kirche versammelten sich im ehemaligen Refektorium des Klosters Immakulata in Neuss. Hans-Dieter Schröder, Vorsitzender des Katholikenrats, erwartet auch im neuen Jahr weitreichende Wandlungen. "Wir alle sind gefordert, uns mit Ideen und Engagement einzubringen. Auch Laien werden neue Aufgaben übernehmen müssen", sagte er. Oberpfarrer und Kreisdechant Guido Assmann, der nun seit fast einem halben Jahr im Amt ist, ermutigte dazu, alle Anliegen offen vorzutragen. "Wir brauchen engagierte Menschen, die ehrlich und offen ihre Meinung vertreten", sagte er. "Die nächste Generation wird fragen: Was habt ihr für die Zukunft unseres Glaubens getan?"

"Milieugerechte Kommunikation" heißt das Zauberwort, mit dem die Kirchen wieder mehr Gehör bei Jung und Alt finden wollen. "Die Botschaft des Glaubens ist für alle bestimmt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns mit den heutigen Milieus befassen", sagt Gastredner und Kreisjugendseelsorger Marcus Bussemer. Dabei gab er mit seinem unkonventionellen und unterhaltsamen Aufritt selbst ein beredtes Beispiel für die Möglichkeiten dieses Ansatzes.

In ein fremdes Milieu hineinzugehen, das liegt allerdings nicht jedem - auch nicht jedem Priester. Deshalb stellt sich die Frage: Welches Mittel wählt man? Für Bussemer ist die Antwort klar: "Der Schlüssel muss natürlich die Bibel sein. Unsere Aufgabe ist es, der Melodie des Evangeliums einen Resonanzkörper zu geben. Der ändert sich, je nach dem auf welches Milieu das Evangelium trifft."