Neuss: Abnehmen fordert Disziplin und Wille
Daniela Schuck wog früher 157 Kilogramm. Keine Diät half. Nach eineinhalb Jahren mit viel Sport fühlt sie sich jetzt so richtig wohl.
Neuss. Sie nennt sie die "Nacht ihres Lebens". Die Nacht, in der sich ein Schalter in ihrem Kopf umlegte, in der es "Klick" machte. "Ich kann nicht erklären, warum es plötzlich passierte. Aber es passierte", sagt Daniela Schuck und umklammert mit ihrer Hand den Schirm ihrer schwarzen Sportkappe.
Vor drei Jahren bringt die heute 32-Jährige 157 Kilogramm auf die Waage. Nach unzähligen gescheiterten Diäten und immer neuen Rückschlägen weiß sie jedoch eines Nachts, dass sie ihr Leben grundlegend verändern wird - und nimmt in eineinhalb Jahren 72 Kilo ab.
Schon als Kind sei sie moppelig gewesen. "Mit sechs Jahren schickten mich meine Eltern das erste Mal nach Sylt zur Kur. Ich fand es einfach schrecklich", erinnert sich die Neusserin. "Und kaum war ich wieder zu Hause, verfiel ich in alte Muster."
Aus Langeweile und Frust stopft sie täglich Süßigkeiten in sich hinein - manchmal gleich drei Tafeln Schokolade. "Es fühlte sich keiner wirklich zuständig für mich." Mit sechs Jahren sollte sie in der Kur doch gelernt haben, was sie essen dürfe und was nicht, sagten die Eltern. Eine totale Überforderung, meint sie heute.
Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester am Lukaskrankenhaus will sie es dann aber noch einmal wissen. Sie stellt ihre Ernährung um und nimmt mit viel Disziplin 30 Kilogramm ab.
"Ich wusste ja, was ich machen müsste, um abzunehmen. Teil der Ausbildung war auch Ernährungslehre. Ich hatte früher nur nie den Willen, es auch umzusetzen", sagt sie. Eine Zeit lang fühlt sie sich wohl in ihrer Haut. "Dann entdeckte ich langsam wieder, wie lecker doch die fettigen Sachen sind und wie bequem es ist, mich mit meinem Freund zu Hause auf der Couch auszubreiten, anstatt zum Sport zu rennen", sagt Daniela Schuck.
Der Rückschlag kommt. In der Schwangerschaft mit Töchterchen Johanna wiegt sie schließlich 146 Kilogramm. "Der Rest kam aus Frust und Langeweile nach der Geburt dazu."
Oft habe sie sich geschämt. "Doch wer schon als Zwölfjährige gehänselt wird, den kann so schnell nichts mehr schocken", sagt sie. Und so kann sie auch nicht erklären, was in jener Nacht im Februar 2006 mit ihr geschah: "Ich hatte in meiner Nachtschicht Probleme mit einem Patienten. Der Arzt kümmerte sich um ihn", beginnt Schuck zu erzählen und spielt nervös an ihrer goldenen Halskette. "Ich stand neben dem Bett und fragte den Arzt etwas. Der blickte hoch, musterte mich von oben bis unten und schwieg."
Was in diesem Moment in ihr vorging, kann Schuck bis heute . "Ich fühlte mich so gedemütigt. Ich ging in das Schwesternzimmer, nahm die Gummibärchen-Tüte in die Hand und pfefferte sie in den Papierkorb."
Bereits am nächsten Tag steht sie vor der Mitarbeitertheke ihres heutigen Fitness-Studios. "Ich breitete meinen Mantel auf, blickte an mir herunter." Sie habe ein dickes Problem - und das wolle sie los werden.
Mit Personal-Trainer Salvador Rodriguez und drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche nimmt Schuck in eineinhalb Jahren schrittweise ab und schafft es schließlich auch, ihr Gewicht von 85 Kilogramm zu halten. Von Diäten hält sie gar nichts.
Auf kleine Essens-Sünden verzichtet sie heute ganz bewusst nicht. Ein Eis wird mit einer längeren Trainingseinheit am Tag danach ausgeglichen. "Natürlich gab es auch Phasen, in denen ich gezweifelt habe. In den ersten Monaten saß ich auf der Sportmatte wie ein Häuflein Elend."
Doch sie habe immer gewusst, dass sie es nun schaffen wolle. Niemals wieder will sie sich so gedemütigt fühlen wie in jener Nacht im Februar. "Heute macht mir Sport Spaß. Es ist ein Hobby geworden", sagt Daniela Schuck und ist auch gleich schon wieder auf dem Sprung ins Fitness-Studio. "Durch die Gewichtsabnahme hat sich mein Leben komplett verändert."