Neuss: Ein Leben lang lernen – und das ist noch nicht genug

Der Neusser Gia Phuoc Nguyen organisiert den 22. Vietnamesischen Buddhistentag in Neuss ab dem 22. Juli.

Neuss. Gia Phuoc Nguyen war zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie aus Vietnam flüchtete. "Es muss zu dieser Zeit gewesen sein, als mein Glaube noch stärker wurde", sagt der Buddhist.

Zwei Jahre lebte Nguyen auf den Philippinen in einem Flüchtlingslager, dann kam er nach Deutschland. Er ging zur Schule, studierte, heiratete, nahm die deutsche Staatsangehörigkeit an und kam 2001 nach Neuss. Der heute 38-Jährige fand eine Anstellung bei der Stadt und arbeitet inzwischen als Bauleiter beim Technischen Gebäudemanagement.

Zu seinem Geburtsland verbindet ihn nur noch wenig, der tief verwurzelte Glaube ist im Verlauf der Jahre aber eher noch stärker geworden. So wie Nguyen ist es vielen Vietnamesen ergangen, die in Europa eine neue Heimat gefunden haben. Das untrennbare Bindeglied ist der Buddhismus.

Seit über 20 Jahren treffen sich vietnamesische Buddhisten, die in vielen Ländern Europa verstreut leben und arbeiten, einmal im Jahr zu einem Buddhistentag. Der findet dank Nguyen in diesem Jahr in Neuss statt - und dauert genau zehn Tage. "Diese Tradition hat unser Ehrwürdiger Vater Thich Minh Tam eingeführt. Das Treffen dient dem Austausch von kulturellen Erfahrungen, die ja in jedem europäischen Land anders sind - und natürlich zur Praktizierung der Buddha-Lehre. Die ist unergründlich, man lernt ein Leben lang und das ist meist noch nicht genug", sagt der Vater von zwei Kindern.

Bis zu 500 Vietnamesen werden zusammen meditieren, Atemübungen absolvieren und Vorträgen von Äbten aus Europa, den USA und Australien lauschen. Zentrum wird vom 22. Juli bis zum 1. August die Gesamtschule an der Erft sein, zwei benachbarte Grundschulen werden dann als Schlafstätten umfunktioniert.

"Eigentlich sollte das Treffen in der Schweiz oder in Frankreich stattfinden, dort scheiterte es aber am logistischen Aufwand, der natürlich enorm ist", sagt Nguyen. Die Stadt Neuss habe hingegen gleich grünes Licht gegeben, freut sich der 38-Jährige.

Die Fäden laufen jetzt bei der Kongregation der Vereinigten Vietnamesischen Buddhisten in Europa zusammen. Der Verein hat seinen Hauptsitz in der Nähe von Paris und in Hannover eine Deutschland-Vertretung.

Gia Phuoc Nguyen ist ein ganz normaler Deutscher. Sein Glaube bleibt im Alltag zudem meist verbogen. "Nur manchmal halte ich inne - vielleicht für zwei Minuten." Darüber hinaus versuche er möglichst nie, unüberlegt zu handeln. "Jede Reaktion, jede Entscheidung und jedes Wort sollte vorher gründlich hinterfragt werden."

Der Buddhistentag ist zwar eine geschlossene Veranstaltung, jedoch kann sich jeder anmelden, auch wenn er nur für einen Tag reinschnuppern will. Kontakt über Gia Phuoc Nguyen unter 2 02131 / 665 29 68.