Neuss: Spielzeitstart - Rasantes Spiel um die Liebe

Im Tas hatte „Frauen am Rande des Nervenzusammen- bruchs“ umjubelte Premiere.

<strong>Neuss. Pepa ist verzweifelt. So verzweifelt, dass sie kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Nach Jahren will Iván sie plötzlich verlassen und hinterlässt ihr auf dem Anrufbeantworter die Nachricht, sie solle seine Sachen in einen Koffer packen und bei der Hausmeisterin abstellen. Mit dem Taxi sucht sie halb Madrid nach ihm ab. Es scheint nur um eines zu gehen: Iván, Iván und nochmals Iván, der das nur scheinbar geordnete Leben von Pepa völlig durcheinander bringt.

"Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" ist die vielleicht bekannteste Komödie des spanischen Filmemachers Pedro Almodóvar. In der rasanten Theaterfassung von Michael Hewel hat das Theater am Schlachthof (Tas) die Komödie am Samstag erfolgreich auf die Bühne gebracht. Im ausverkauften Haus, mit Sekt und einem spanischen Buffet, feierte das freie Theater die Uraufführung und den Start in seine 14. Spielzeit.

Regisseur Jens Kipper ist es gelungen, Almodóvars unwahrscheinliche Szenen und die Exaltiertheit seiner Charaktere auf die Bühne zu übertragen.

Caroline Stähler konnte die Figur der Pepa überzeugend umsetzen. Hervorragend auch die Besetzung von Laura Schümann als nervige, hypochondrische Freundin Candela. Beide Schauspielerinnen konnten die nervliche Anspannung ihrer Charaktere das gesamte Stück über aufrechterhalten.

Ein Großteil des Dramas spielt sich in der gemeinsamen Wohnung von Pepa und Iván ab, die auf der kleinen Bühne mit viel Rot in Szene gesetzt ist. Und dann gibt es da noch den mit allerlei Schnickschnack ausstaffierten Trabbi des hemdsärmligen Taxifahrers Jens Spörkmann. Der Wechsel zwischen Wohnung und Pepas Irrfahrten durch Madrid ist dabei mit Beleuchtungseffekten raffiniert umgesetzt. Eingespielte Videosequenzen stellen darüber hinaus die Beziehung zur Außenwelt her.

Mit viel Wortwitz und Situationskomik entwickelt sich so auf kleinem Raum ein rasantes aber heilloses Verstrickungsspiel um Gazpacho, Schlaftabletten und Eifersucht. Das Entscheidende für alle Beteiligten dabei ist, nicht in den Abgrund zu springen, sondern das Drama um Iván zu durchleben, weiterzutreiben und dem Leben durch die Inszenierung des eigenen Dramas einen scheinbaren oder tatsächlichen Sinn zu geben. Wie bereits in den Filmen Almodóvars spielt dabei auch Erotik eine gewichtige Rolle.

Insgesamt eine gelungene Premierenvorführung, die von einem begeisterten Publikum mit vielen Lachern und auch mit Szenenapplaus aufgenommen wurde. Vergnügen bereitete auch die häufige Einbeziehung der Zuschauer in das Spiel. Der anhaltende Beifall und die lauten Bravo-Rufe zum Ende empfehlen die Inszenierung jedenfalls für einen Besuch an einem der noch folgenden Spieltage.

Die nächste Vorführung ist am Donnerstag um 20 Uhr; die Karten kosten wegen des Theatertages dann nur 7 Euro.

Internet: www.tas-neuss.de