Athen ist der Schauplatz, das große Theater soll beginnen, der Sommernachtstraum steht auf dem Plan. Doch Pech, das erstklassige Ensemble samt Requisite und Kostümen hängt am Flughafen fest, nur die Handwerker sind zur Stelle. Sie wollen das Publikum nicht enttäuschen, und so präsentieren sie kurzerhand einen eigenen Sommernachtstraum, wo Mann auch gleich Frau ist.

Die Kostümierung ist ein schrilles Sammelsurium dessen, was so alles im Theater herumliegt. Zwei Duschköpfe reichen Zettel als Eselsohren, Helena kommt mit rosafarbenem Hollandrad daher, und ein Abfluss-Pümpel liegt als Schwert König Pyramus gerade recht in der Hand. Eine Augenweide der schnellen Verkleidungskunst.

Mit ungeheurer Komik reißt das Männerensemble mit Hovnatan Avedikian, Vincent Berger, Jerry Di Giacomo, Gerald Papasian, Christian Pellissier, Augustin Ruhabura und Philippe Jasko sein Publikum mit. Von allen Seiten bespielen sie das Globe, temporeich und mit großem Körpereinsatz. Hier hält keiner in seiner Rolle still, so wie Regisseurin Irina Brook es am liebsten sieht, die damit erneut einen Festival-Höhepunkt nach Neuss bringt, der unbedingt mehr Zuschauer verdient hätte.

Jeder ist in Bewegung, schlüpft in Sekunden in eine neue Rolle, eben noch schreitet die stolze Hyppolyta (Hovnatan Avedikian) im goldenen Glittergewand über den Balkon des Globe, um im nächsten Moment als rasanter Puck über die Bühne zu fegen. Spielwitz auf höchstem Niveau, charmant-heiter und stets Shakespeares schelmisches Augenzwinkern im Visier, wo jeder seinen Charakter bravourös in Szene zu setzen weiß und dennoch nichts zum Klamauk gerät. Hier muss niemand des Französischen mächtig sein, um zu wissen, wo dieser aberwitzige Traum endet. Großer Applaus für einen französischen Theatergenuss.