Neuss: Zwei Kerzen erinnern an das glückliche Ende der Belagerung der Stadt im Jahr 1475

Die Heimatfreunde erfüllen ein Versprechen von 1475, als die Truppen des Burgunderherzogs Karls des Kühnen Neuss erobern wollten, und stiften zwei Kerzen für St. Quirin, der sie damals "rettete".

Neuss. Wenn in gut einer Woche die Heimatfreunde zwei große Kerzen für den Quirinus-Altar übergeben werden, tun sie das nicht für ihren Verein, sondern in Vertreteung aller Neusser Bürger. Sie erfüllen und erinnern damit an ein Gelübde, das die Neusser im Jahre 1475 ablegten. Bis zu welchem Jahr es erfüllt wurde, ist nicht bekannt. Dass es aber über lange Zeit vergessen wurde, steht fest.

Im März des Jahres 1475 stehen die Truppen des Burgunderherzogs Karls des Kühnen schon seit Monaten vor der Stadt. Er will nach Köln, und weiter bis nach Straßburg. An Neuss aber sollte er scheitern. Das wissen in jenen schweren Wochen die Belagerten in der Stadt allerdings noch nicht.

Der Notar Christian Wierstraet, einer der Eingeschlossenen, schildert die schier ausweglose Lage: "Nun trat am Rheintor eine bedrängte Lage ein; man stand dort in großer Furcht, weil die Lombarden sich ganz verbissen Stück um Stück an das dritte Bollwerk innen herangearbeitet hatten . . . und von Jammer und Sorge erfüllt beteten sie und trugen . . . Sankt Quirins Heiligtum in würdiger Prozession hin zu dem unglückseligen Rheintor."

Seit Jahrhunderten ist die Verehrung des Heiligen Quirin in der Stadt verankert. Nun setzen die Neusser ihre letzte Hoffnung auf den Märtyrer, flehen ihn um Hilfe an und geloben "auf das du uns Freude senden wolltest, ehrlichen Sinnes zwei schöne Wachskerzen, die auf dem Thron vor einem Heilgtum während der hohen Messe der Pfarrgemeinde alle Tage mit Gewissheit brennen sollten."

Die Truppen des Burgunders brechen nicht durch. Die Neusser halten aus, bis ein Reichsheer die Belagerer vertreibt. Das Gelübde werden die Bürger wohl erfüllt haben, auch den zweiten Teil des Versprechens - zumindest für kurze Zeit: Das Rheintor wurde zum Quirinstor.