Schulz lobt Dormagens Bedeutung

Der SPD-Kanzlerkandidat besuchte gestern Currenta. Er würdigte den Industriestandort und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Dormagen. Die Atmosphäre ist gut, lautes Lachen dringt durch die geschlossene Tür im Chempunkt, dem Nachbarschaftsbüro des Chempark-Betreibers Currenta, wo rund 30 Medienvertreter auf den Kanzlerkandidaten und SPD-Parteivorsitzenden Martin Schulz warten. Auch nach dem Gespräch mit Vertretern des Unternehmens und der Stadt ist die Stimmung gelöst und locker, als Schulz mit seinem Parteikollegen, Bürgermeister Erik Lierenfeld, ans Goldene Buch der Stadt tritt. Lierenfeld weist Schulz darauf hin, dass unter anderem Joachim Gauck und Michail Gorbatschow dort unterschrieben haben.

Foto: Tinter

Überhaupt war gestern ein gut gelaunter Kanzlerkandidat auf Currenta-Tour in Dormagen, die ihn inhaltlich überzeugte. „Ein sehr interessanter Besuch in der 136. größten Stadt Deutschlands“, bilanzierte er. Dieses Ranking hatte er während des Chempunkt-Gesprächs erfahren, nach dem Schulz die „hervorragende Kooperation der Stadt mit der Industrie“ gelobt hatte. Und er legte nach: Die Stadt Dormagen, die von Bürgermeister Erik Lierenfeld „hervorragend geführt“ werde, sei ein Industrie-Standort, der bundesweite Bedeutung“ habe. Currenta-Chef Günter Hilken freute sich über „guten Austausch über Energiepolitik, Nachhaltigkeit und Industrieakzeptanz“.

Zudem kennt Schulz, der das Heilig-Geist-Gymnasium der Spiritaner in Würselen-Broich besuchte, das Kloster Knechtsteden sehr gut, wie er angesichts des Stadt-Geschenks einer Sehenswürdigkeiten-Collage erklärte: „Durch die Spiritaner war ich oft in Knechtsteden.“

Im Chempark besichtigte Schulz mit Schutzbrille und Helm das neue Kesselhaus, wo ihm Kraftwerksingenieur Jan Belde die Daten erläuterte. Dass er gestern 50 Jahre alt wurde, hielt Belde nicht davon ab: „Das wollte ich nicht verpassen.“ Ein weiterer Stopp wurde im Ausbildungszentrum A 900 gemacht, wo Currenta rund 500 junge Frauen und Männer in mehr als 20 Lehrberufen ausbildet. Wilhelm Heuken, Leiter des Geschäftsfeldes Bildung, wies auf 853 neue Auszubildende hin, die am 28. August in den drei Chemparks starten.

Viel Zeit nahm sich Martin Schulz für Gespräche mit den Auszubildenden. So befand Marco Poschinski: „Er hat mir sehr freundlich und interessiert zugehört.“ Schulz redete auch mit Teilnehmern des Starthilfe-Programms, das er lobte. „Es ist wichtig, die zu unterstützen, die Probleme beim Berufseinstieg haben. Ein tolles Programm.“ Jugendliche, deren Qualifikation für eine Ausbildung nicht ausreicht, werden dabei gezielt auf den Berufsstart vorbereitet.

Auch Erik Lierenfeld unterstützt diesen erfolgreichen Ansatz einer zweiten Chance. „Das Starthilfe-Programm ist ein gutes Beispiel aus Dormagen, das Martin Schulz mit nach Berlin nehmen kann.“ Zudem hat sich der Bürgermeister für Steuergerechtigkeit stark gemacht. „Unternehmen müssten ihre Gewinne dort versteuern, wo sie produzieren“, nannte er als Gegenbeispiel Monheim. Er forderte, dass Europa-Richtlinien wie Seveso beim Umsetzen in nationale Vorgaben nicht verschlimmert werden dürften. Schulz und Lierenfeld traten zum Abschluss im Kickern gegen Currenta-Vertreter an — und einigten sich trotz Gegentore auf ein Unentschieden.