Wasser bald nur noch aus Neuss

Ende des Jahres wird das letzte Wasser aus dem Tagebau in die Stadt gepumpt.

Neuss. In Sachen Trinkwasserversorgung ist Neuss zweigeteilt: Der Norden wird vom Wasserwerke Broicherhof am Stadtwald aus mit aufbereitetem Grundwasser beliefert. Der Süden - sofern er nicht von den Kreiswerken bezieht - erhält überwiegend Wasser aus dem Tagebau.

Unter "Rheinbraun-Wasser" läuft diese seit 35 Jahren praktizierte Lieferung bei den Stadtwerken intern noch: RWE braucht für die Produktion enorm viel Grundwasser, das wird zurückgepumpt, im RWE-eigenen Wasserwerk Paffenhofen bei Bergheim aufgearbeitet und unter anderem an die Stadtwerke geliefert. Eine teure Angelegenheit, sagt Stadtwerke-Chef Heinz Runde. Diese Regelung läuft zum Ende des Jahres aus.

Den Stadtwerken steht mit diesem Schnitt eine gewaltige technische Umrüstung ins Haus: "Im nächsten Jahr kommt alles Wasser für unsere Neusser Kunden aus Neuss", sagt Runde. Dazu wird das Wasserwerk am Uedesheimer Rheinbogen in Wahlscheid, über das jetzt nur wenig Wasser geliefert wird, von einer Leistung von einer Million Kubikmeter Wasser auf das Vierfache hochgefahren. Die Neusser erhalten dann ihr Wasser aus dem Anströmwasser zum Rhein. Die "Anzapfstellen" liegen etwa 300 Meter vom Fluss entfernt.

Die Versorgung des Neusser Südens war und ist auch künftig eine Koproduktion mit den Düsseldorfer Stadtwerken. Die Wasserübernahme Neuss-Wahlscheid GmbH ist ein Neuss-Düsseldorfer Gemeinschaftsprojekt mit gleich starken Partnern. Die Zusammenarbeit wird sogar noch verstärkt: Das entnommene Anströmwasser fließt von Wahlscheid aus durch eine Leitung unter dem Rhein ins Wasserwerk Düsseldorf-Flehe, wird dort aufbereitet und über eine Parallelleitung gedükert, zurückgepumpt.

Mit etwa 20 000 Kubikmetern Wasser versorgen die Stadtwerke ihre Neusser Kunden pro Tag, der Absatz geht seit Jahren - nicht nur in Neuss - leicht zurück. An Wasser selbst herrscht hier kein Mangel; nur etwa 3 Prozent des verfügbaren Reservoirs werden genutzt.

Die Stadtwerke wollen ihre Wasserwirtschaft, in der zurzeit "ein angemessenes Ergebnis" erzielt werde, weiter verbessern. Nach Klärung rechtlicher Auseinandersetzungen mit den Kreiswerken und einem "nun entspannten Verhältnis", wie Heinz Runde sagt, wird jetzt eine neue Gesellschaft gegründet: Stadtwerke, Kreiswerke Grevenbroich und NiederrheinWasser (Mönchengladbach) bilden zu gleichen Teilen die TWN, die Trinkwasserversorgung Niederrhein. Der Auftrag: Ein Konzept zur Optimierung der Wasserversorgung vorzulegen.