Weitere minderjährige Flüchtlinge kommen nach Grevenbroich

Stadt rechnet mit 70 zu betreuenden Jugendlichen bis zum Monatsende.

Grevenbroich/Dormagen. Die Stadt Grevenbroich rechnet damit, dass sie in den nächsten Wochen an der Bergheimer Straße erheblich mehr minderjährige Flüchtline, die ohne Erziehungsberechtigte in Deutschland ankommen, unterbringen muss. In diesen Tagen werden — zusätzlich zu den jetzt 22 — weitere acht Jugendliche erwartet, bis Monatsende rechnet Jugendfachbereichsleiterin Birgit Schikora, dass die Zahl im Stadtgebiet auf „bis zu 70 steigen könnte“.

Das Jugendamt ist zurzeit verpflichtet, alle allein kommenden Jugendlichen in Obhut zu nehmen, die in Grevenbroich erstmals registriert werden — durch die Erstaufnahmestelle des Kreises in der Turnhalle des Berufsbildungszentrums ist diese Zahl laut Erstem Beigeordneten Michael Heesch deutlich gestiegen. „Nach Neuss mit 58 muss Grevenbroich mit 46 Jugendlichen kreisweit die zweitgrößte Anzahl betreuen“, sagt Heesch. Zwar erhalte die Stadt Sachkosten dafür erstattet, nicht aber Personalkosten für zwei zusätzlich erforderliche Sozialpädagogen — rund 100 000 Euro im Jahr.

Vor einer Woche hatte die Verwaltung kurzfristig die Turnhalle der Realschule an der Bergheimer Straße zur Schutzstelle für bis zu 50 Jugendliche umfunktioniert. „Wir prüfen, ob wir weitere Schulräume nutzen können“, sagt Heesch. Mittlerweile wurde ein Aufenthaltsraum mit Fernseher geschaffen. Marleen Fabian vom freien Jugendträger Kompass gibt Deutschunterricht. Die Stadt sucht nun für die Jugendlichen dauerhafte Unterbringungsmöglichkeiten etwa in Heimen und Wohngruppen, „doch zurzeit sind alle Plätze belegt“, so Schikora.

In Dormagen hat derweil Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) auf die Kritik der CDU reagiert. Es geht um die Verschiebung der Bürgerinformation zum möglichen Bau einer Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge am Wahler Berg. In einem gestern veröffentlichten Offenen Brief begründet Lierenfeld noch einmal, warum ein Bürgerforum aus seiner Sicht derzeit keinen Sinn macht. „Es hat noch kein weiteres Gespräch mit der Bezirksregierung Düsseldorf stattfinden können. Wir haben daher leider noch keinerlei Informationen, ob und wie eine solche Einrichtung umsetzbar wäre“, schreibt der Verwaltungschef an die „lieben Kollegen der CDU“.

Bevor die Stadt keine Klarheit habe, ob eine neue Flüchtlingsunterkunft in Dormagen überhaupt gewünscht sei, und falls ja in welcher Größe und von welcher Art, „wäre es nicht besonders verantwortlich, mit halbgaren Informationen die Öffentlichkeit zu beteiligen“, urteilt Lierenfeld. Der Bürgermeister geht davon aus, dass die für den 20. Oktober vorgesehene und jetzt abgesagte Bürgerveranstaltung Anfang November stattfinden kann. Es bleibe dabei, dass vor entsprechenden Beschlüssen die breite Bevölkerung informiert werde. cso-/ssc