Reaktion in Düsseldorf auf Anschlag in Magdeburg So verlief die Schweigeminute auf den Weihnachtsmärkten

Update | Düsseldorf · An den Buden wurde nur gedämpft Musik gespielt. Die Polizei zeigte nach dem Anschlag von Magdeburg starke Präsenz.

Auch in Düsseldorf sitzt der Schock nach dem Anschlag am Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg tief. Die Anteilnahme war am Samstag bei einer Schweigeminute ausgedrückt worden. Sie begann um 19.04 Uhr, genau zu dieser Uhrzeit war der Täter am Freitagabend mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Fünf Menschen starben, mehr als 200 wurden verletzt.

Vor dem Rathaus in Düsseldorf löschten dann einige Buden das Licht. Viele Menschen waren extra gekommen, um gemeinsam zu trauern und öffentlich ein Zeichen zu setzen. Dabei waren etwa die stellvertretende Ministerpräsidentin von NRW, Mona Neubaur, Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Bürgermeister Josef Hinkel.

Anmoderiert wurde das Geschehen nicht. Angekündigt worden war die Gedenkminute für den gesamten Weihnachtsmarkt. Am Kö-Bogen habe sie gut funktioniert, sagte Oliver Wilmering, Vorsitzender des Schaustellerverbandes, der am Corneliusplatz das „Glühtürmchen“ betreibt. „Wir haben Musik und Licht ausgemacht. Zudem haben wir unsere Kunden informiert, die die Aktion auch sehr gut fanden.“ Auch auf dem Benrather Weihnachtsmarkt wurde sich der Aktion angeschlossen.

Am Samstagmorgen war abgewogen worden, wie man auf die schrecklichen Geschehnisse in Magdeburg reagieren sollte. In enger Abstimmung dabei waren Oberbürgermeister Stephan Keller und Michael Brill, Chef von D.Live. Die städtische Veranstaltungstochter betreibt die Innenstadt-Weihnachtsmärkte. Ergebnis war, dass die Märkte öffnen sollten. Allerdings sollte es keine Partymusik geben. Schausteller Oscar Bruch, der das Französische Dorf rund um das Riesenrad und die Winterwelt auf dem Corneliusplatz betreibt, hatte kurzzeitig überlegt, an beiden Orten gar keine Musik zu spielen. Die Verantwortlichen hatten sich dann aber geeinigt, dass es gedämpfte und vor allem weihnachtliche Musik geben sollte.

Dass es keine Absage gab, fand Wilmering richtig: „Es wäre die falsche Botschaft gewesen. Wir dürfen solchen Menschen nicht zugestehen, dass sie auf unser soziales Leben so starken Einfluss haben.“ Dessen ungeachtet habe er natürlich tiefes Mitgefühl für die Opfer. Auch Keller drückte dieses aus: „Die Bilder vom Anschlag sind schockierend. Unser Mitgefühl gilt den Opfern, ihren Familien, Freundinnen und Freunden. Wir wünschen allen Verletzten baldige und vollständige Genesung.“

In der City fiel am Samstag die hohe Polizeipräsenz auf. Am Morgen hatten D-Live und Stadt mitgeteilt: „Wir haben ein klar durchdachtes Sicherheitskonzept, dieses ist im engen Austausch mit den zuständigen Behörden erstellt worden.“ Auskünfte dazu würden grundsätzlich nicht erteilt. Aber: Nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz 2016 waren auch in der Landeshauptstadt an neuralgischen Stellen Poller aufgestellt worden, um besser vor möglichen Anschlägen geschützt zu sein. Vor der Straße am Corneliusplatz war jetzt zudem ein Polizei-Van geparkt, offenbar als mobile und auch stabile Sperre.

Innenstadt war nochmal
voller als eine Woche zuvor

Für die Düsseldorfer Polizei ist der Anschlag natürlich ein Thema. „Unser Ziel ist es, Düsseldorf für alle Besucher so sicher wie möglich zu machen“, sagte ein Polizeisprecher. Er verwies auf das Sicherheitskonzept. „Wir werden sehr präsent sein.“ Auch aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens seien zudem viele Beamte auf Motorrädern unterwegs.

An unterschiedlichen Ecken tauchten des Weiteren immer wieder Polizeivans auf. Jeweils zu zweit waren Beamte unterwegs. Einer von ihnen sagte, erst einmal von Passanten auf die Sicherheitslage angesprochen worden zu sein: „Ich hätte gedacht, das würde öfter passieren.“ Die Stimmung der Besucher empfinde er als sehr ruhig.

Im Großen und Ganzen zeigte sich das Treiben in der City so, wie es für einen Samstag kurz vor Weihnachten zu erwarten war. Vor der Winterwelt auf dem Corneliusplatz gab es vor dem Eingang eine Schlange. An den neuralgischen Kreuzungen und Zufahrten zu Parkhäusern staute sich der Verkehr. Nach Angaben eines Polizeisprechers sei die Innenstadt noch mal voller gewesen als am Wochenende zuvor. Im Kö-Bogen-Tunnel habe die Polizei regelnd eingreifen müssen, da Autofahrer versucht hätte, noch ins Parkhaus zu fahren, obwohl es voll gewesen sei. Die Beamten hätten die Situation aber „voll im Griff gehabt“.

Nachdenkliche Töne kamen von einigen Besuchern. Sie fühle sich aber sicher, sagte Caro. Letztlich müsse jeder selber entscheiden, ob er an einem solchen Tag auf den Weihnachtsmarkt gehe. Eine Schaustellerin sagte, man dürfe sich dem Terror nicht geschlagen geben. Ihr Cousin arbeite in einem Weihnachtsmarktstand in Magdeburg und habe am Freitagabend Erste Hilfe geleistet. „Er ist noch völlig erschüttert.“ Sie selbst fühle sich in ihrem Stand sicher. Sie vertraue den Sicherheitsmaßnahmen und zeigte dabei auf drei riesige Absperrquader vor dem Französischen Dorf. Eine andere Sicht hat Standnachbar Holger Stoldt. Ihm fehlen Zugangssperren am Ende der Mühlenstraße. „Am Freitag fuhr ein Paketfahrer hupend durch die Menge“, das müsste unterbunden werden.

(rö ale mso)