Bis Oktober 302 Kirchenaustritte in Sprockhövel und Hattingen
Von Januar bis Oktober 2013 sind mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als im gesamten Jahr 2012.
Sprockhövel/Hattingen. 302 Menschen aus Hattingen und Sprockhövel sind bis Oktober in diesem Jahr aus der Kirche ausgetreten — das teilte das Amtsgericht Hattingen auf WZ-Nachfrage mit. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum betrug die Zahl der Austritte 211, bis zum Ende des Jahres 2012 waren es nur 264 Austritte.
Inwieweit die Vorkommnisse rund um den katholischen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst dabei eine Rolle gespielt haben, lässt sich nur vermuten. Sollte es Zusammenhänge geben, haben sie sich auf Protestanten und Katholiken gleichermaßen ausgewirkt. Im laufenden Jahr traten bis Ende Oktober 178 Protestanten aus der Kirche aus und 133 Katholiken — im Amtsbezirk gibt es mehr Protestanten als Katholiken.
„Mit Menschen, die aus der Kirche austreten wollen, haben wir im Alltag eher selten zu tun“, sagt Pastor Burkhard Schmelz von der katholischen Gemeinde Sankt Josef, das laufe schließlich allein über das zuständige Amtsgericht.
„Die Geschehnisse aus Limburg haben aber auch hier viele Menschen beschäftigt. Die wollen wissen, wie so etwas passieren konnte.“ Aufklären und darauf verweisen, wie in der eigenen Gemeinde gearbeitet wird, sei aus Sicht von Schmelz das Wichtigste. Nach seiner Erfahrung sind es oftmals auch finanzielle Gründe, die Menschen zum Austritt bewegen.
„Dass unsere Gemeinden immer kleiner werden, hat in erster Linie demografische Gründe. Wir haben eben weit mehr Sterbefälle als Taufen“, sagt Kai Hegemann, evangelischer Pastor aus Herzkamp. Die Zahl der Austritte spiele dabei eher eine untergeordnete Rolle. Erst vor einigen Wochen hatte die Evangelische Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede mitgeteilt, künftig zwei Gemeindehäuser aufgrund finanziellerSchwierigkeiten schließen zu müssen.
Bei den Gründen für die Kirchenaustritte kann auch Michael Hayungs, evangelischer Pfarrer in Haßlinghausen, nur spekulieren. „Menschen, die austreten möchten, suchen nur selten das Gespräch mit uns. Aber vor einigen Wochen gab es tatsächlich eine Person, die ihren geplanten Austritt mir gegenüber mit den Geschehnissen in Limburg begründet hat. Es ist schon schade, dass in diesem Moment überhaupt nicht zwischen evangelischer und katholischer Kirche unterschieden wurde.“
Der Skandal um den Limburger Bischof ist auch in Herzkamp angesprochen worden — allerdings innerhalb der Gemeinde. „Wir haben in unserem Gesprächskreis für Glaubensfragen darüber gesprochen“, so Hegemann.
Menschen, die nach einem Kirchenaustritt wieder in die katholische Kirche eintreten wollen, müssen sich nicht ans Amtsgericht, sondern an den örtlichen Pfarrer wenden. „Bei uns läuft es so ab, dass man sich über die Gründe für den Wiedereintritt unterhält, einen entsprechenden Antrag ausfüllt und danach das Glaubensbekenntnis ablegt“, erklärt Pfarrer Burkhard Schmelz.
Auch in den evangelischen Gemeinden wenden sich „Rückkehrer“ an den örtlichen Pfarrer. „Wer das aus welchen Gründen auch immer lieber nicht möchte, kann sich aber auch an die Wiedereintrittsstelle des Kirchenkreises wenden“, erklärt Hegemann. Einig ist er sich mit Pastor Schmelz, dass die Zahl der Wiedereintritte eher gering ist.