Gegenwind: Ein luftiges Kunst-Experiment

59 Fahnen zieren bis Sonntag den Rad- und Wanderweg.

Sprockhövel. Knallbunte Augen - gemalt von Gennebrecker Grundschülern - blicken auf den Radfahrer hinab, die naiven Kunstfiguren von Künstlerin Wibke Brandes lassen selbst Jogger mit ihrem freundlichen Witz anhalten, und die Porträts des Widerstandskämpfers Wilhelm-Kraft fesseln in Pop-Art-Manier à la Andy Warhol so manchen Spaziergänger. Kunst ist seit dem 1.Mai auf dem Rad- und Wanderweg zwischen Schee und der Ortsgrenze Hattingen ganz öffentlich. Die erste Fahnenausstellung der Kunst- und Kulturinitiative fiel auf einen fruchtbaren Boden. "Sprockhövel hat jetzt nicht nur den größten Freizeit- sondern auch den größten Kunstraum", freute sich Bürgermeister Klaus Walterscheid. 59von Künstlern, Schulen und Kindergärten gestaltete Fahnen haben Jeremias H. Vondrlik und seine Mitstreiter von der Kunst- und Kulturinitiative in fast halsbrecherischer Arbeit mit Leiter und Seilen an Bäumen und Pfosten aufgehängt. Und bereits der Eröffnungstag gab ihnen Recht bei ihrem Experiment.

"Ich war selbst skeptisch, als unser neuer Vorsitzender mit der Idee kam, ob wir das so schnell umsetzen können, aber es hat wunderbar funktioniert", sagte Grafikkünstler Volker Winkelmann. Jeremias H. Vondrlik hat fraglos frischen Wind in die Kunst- und Kulturinitiative gebracht. Dass einige Fahnen zeitweise vom Wind umgeschlagen und dann kaum zu erkennen sind, trübt den guten Gesamteindruck der Aktion kaum. Davon können sich die Sprockhöveler noch bis Sonntag überzeugen.

"Fahnen zum 1.Mai, da hatte ich anfangs kein so tolles Gefühl, schließlich habe ich schon andere Zeiten mitgemacht", sagte der 78-jährige Erich-Schultze-Gebhardt. Aber so gefalle es ihm jetzt doch sehr gut. Befürchtungen, dass die Ausstellung vielleicht politisch missbraucht werden könnte, bewahrheiteten sich nicht. Da dominierten Landschaften, wundersame Figuren, witzige Fotos oder sinntreibende Sprüche. Neben heimischen hatten sich selbst Künstler aus Haan oder Münster beteiligt. Nach Sonntag sollen alle ihre Fahne zurückerhalten. Das dürfte besonders die Schulen freuen. Die Teilnahmekosten für sie trugen übrigens Fördervereine oder private Sponsoren. gh