Wiedergeboren-Werden hat begonnen
Impulse Gedanken zur Corona-Krise – heute von Claus F. Lücker, Leiter der Stadtoase in Krefeld.
„Rinascerò, Rinascerai“ – zu Deutsch: „Ich werde wiedergeboren, du wirst wiedergeboren“. Gut zwei Wochen ist es her, dass Freund*innen mir den Link zur Youtube-Einspielung dieses Liedes von Roby Facchinetti (Text von Stefano D‘Orazio) zugemailt haben: Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in Italien widmet er seinen Song „seiner verwundeten Stadt“ – Bergamo. Zu hören ist auf dem Video ein sehnsuchtsvoll-vertrauender Gesang, der Mal um Mal das „Rinascerò, Rinascerai“ wiederholt, und zu sehen sind – neben Aufnahmen dieser wunderschönen Stadt – Menschen aller möglichen Altersstufen, Herkünfte, Berufe, die selbst beschriebene oder bemalten Schilder hochhalten: „Ich werde wiedergeboren, du wirst wiedergeboren“.
Ohne Zweifel: Es ist auch ein Osterlied. Und über 13 Millionen mal geklickt.
Das Johannesevangelium erzählt in Kapitel drei, wie einmal in dunkelster Stunde ein aufgeschlossener, wissbegieriger Mensch zu Jesus kam, um von ihm zu hören, wie es gehen kann, aus der Dunkelheit, aus der Not, auch: aus dem tödlichen Schicksal heraus zu kommen. Und die Antwort Jesu ist: Wenn nicht jemand von neuem geboren wird aus dem Geist, kann sie oder er in das Reich Gottes nicht gelangen, wird er oder sie nicht teilhaben an einem wirklich liebenden, lebensfrohen Miteinander. Jesus Christus hat davon nicht nur gesprochen. Er hat sich Menschen zugewandt, ist eingestiegen in Notsituationen, hat den Tod durchlitten, ist auferstanden, ist: neu hineingeboren in die Welt.
„Ich werde wiedergeboren, du wirst wiedergeboren. Umarmt vom großen Himmel, wir werden zurückkommen, um Gott zu vertrauen“, heißt es in Faccinettis Lied. Wiedergeburt ist ein Prozess, österliche Menschen werden wir nicht von heute auf morgen. Die kirchliche Liturgie schenkt uns dafür 50 Tage – bis Pfingsten. Die weltliche Realität fordert uns dafür noch viel länger heraus. Seit Mittwoch wissen wir: die Einschränkungen um des Überlebens in Corona-Zeiten willen werden noch Monate dauern: in Bergamo, bei uns, weltweit. „Diese Tage werden unsere Tage verändern, diesmal aber werden wir ein wenig mehr lernen“, singt Faccinetti. In dieser Zuversicht hat Ostern, hat das Wiedergeboren-Werden bereits begonnen.
Pfarrer Dr. Claus F. Lücker, Leiter der Stadtoase Krefeld