Gedenkstunde: Der Bombenkrieg bleibt unvergessen
In der Gemarker Kirche wurde am gestrigen Sonntag an den 70. Jahrestag des Barmer und Elberfelder Angriffs erinnert.
Wuppertal. Die Bilder sind alt, der Himmel schwarz, die Lichtblitze grell weiß. Sie zeigen die Bombardierung Wuppertals vor 70 Jahren. Mit einem Beamer werden sie auf die Rückwand des Altars in der Gemarker Kirche geworfen. Das Kirchenschiff ist voll, die Reaktionen auf die Bilder sind noch immer Unfassbarkeit, Schock und Bedrückung.
Die Erinnerung führt nach wie vor viele Wuppertaler zur Gedenkveranstaltung, unter ihnen viele Zeitzeugen. Die Stadt Wuppertal hatte für Sonntag zum 70. Jahrestag der Bombenangriffe auf die Stadtteile Barmen, Ronsdorf und Elberfeld in die Gemarker Kirche eingeladen.
Sie will damit nicht nur an jene Nächte erinnern, sondern auch an das Grauen der heutigen Kriege. Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) erinnert an die Ereignisse der Nächte vom 29. auf den 30. Mai sowie vom 24. auf den 25. Juni und betont, dass die nach wie vor schockierten Gesichter beim Betrachten der gezeigten Bilder beweisen, wie sehr sich jene Nächte ins Gedächtnis eingegraben haben. Und er erwähnt die deutsche Schuld: „Bevor es in unseren Städten brannte, brannten andere Städte. Das Leid, das wir in die Welt getragen haben, kehrte nach Deutschland zurück.“ An den 70. Jahrestag eines Angriffs zu erinnern, bedeute auch, 70 Jahre Frieden zu feiern. „Wir sollten uns auch erinnern, wie wertvoll der 70-jährige Frieden ist, besonders wenn man solche Bilder sieht.“
Die Schauspielerin An Kuohn liest einen Lyrikzyklus von Marie Luise Kaschnitz. „Rückkehr nach Frankfurt“ heißt das Werk, das die Eindrücke der zerstörten Mainmetropole schildert: „Ihre Zeilen konnten sich nach den Bombardierungen auf jede Stadt übertragen lassen.“ In einer Gesprächsrunde erinnern sich Altoberbürgermeisterin Ursula Kraus und der Historiker Rolf Schörken: Die Zeitzeugen berichten von Leid, Trümmern und Feuermeeren. Schörken betont auch die Bedeutung dieser Bombardierung: „Zum ersten Mal wurde fast eine ganze Stadt durch einen Brandbombenangriff zerstört. Besonders wegen seiner Fachwerkhäuser waren die Angriffe auf Wuppertal so verheerend.“
Bei aller Grausamkeit jener Ereignisse hält Ursula Kraus das Gedenken nach wie vor für wichtig: „Wenn man sich nicht erinnert, hat man keine Zukunft.“