Kita macht ihre Kinder fit für die Schule

Fünf- bis Sechsjährige lernen das ABC in der Vorschulgruppe, sie gehen zur Polizei und ins Museum.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. „Der Zitronensaft war am sauersten“, erinnert sich Johanna-Sara (6) noch genau. Beim Geschmacks-Quiz mussten die Kinder probieren, welche Flüssigkeit wie schmeckt. Auch Obst- und Gemüsesorten galt es dabei zu erkennen. Der Geruchssinn wurde mit Zwiebeln, Blüten und Kakao in Filmdöschen getestet. Damit will das Team der Kindertagesstätte Kinderland die Wahrnehmung der Vorschulkinder schärfen.

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Einmal pro Woche trafen sich die 27 Vorschulkinder — aufgeteilt in drei Gruppen — während des ganzen Jahres zu besonderen Unternehmungen. Die Fünf- und Sechsjährigen sind stolz, wenn sie endlich zu den Großen gehören und die besondere Gruppe besuchen dürfen.

„Uns war auch wichtig, dass die Kinder wissen, wie sie heißen“, erklärt Erzieher Sebastian Freund (30), der mit Simone Walter und Doreen Löwe eine der Vorschulgruppen geleitet hat. Deshalb trainierte er mit den Kindern, Vor- und Nachnamen deutlich zu nennen. Und nicht nur das: „Haytan schreibt man H - A - Y - T - A - N“, buchstabiert der Sechsjährige völlig selbstverständlich seinen Namen. „Und da war A wie Affe“, erinnert sich Jasper an das Blatt mit den Buchstaben. Sofort singen alle Kinder das ABC-Lied.

Der Wohnort wurde zum Thema: „Wir sind durch den Stadtteil gezogen und haben geschaut, wer wo wohnt“, sagt Sebastian Freund. „Wir haben auch eine Mappe gemacht, die nehmen wir mit nach Hause“, erzählt Haytan. Darin ist alles aus diesem Jahr gesammelt: selbst gemalte Bilder, Fotos und Bastelarbeiten.

Der richtige Umgang mit Stift und Schere gehört auch zum Programm. „Wir zwingen niemanden, aber wir bieten verschiedene Motive an, die die Kinder ansprechen“, so Freund. So gibt es für die Jungen Rennauto-Vorlagen und für die Mädchen Feen zum Nachzeichnen. „Das Niveau und die Interessen sind sehr unterschiedlich.“ Wer keine Lust zum Malen hat, darf erst einmal zuschauen. „Meistens kommen sie dann irgendwann doch“, verrät der Erzieher. „Wir haben auch Federmäppchen angemalt“, erzählt Helen und zeigt ihr bunt gestaltetes Werk.

Die Kinder gehen auch zur Polizeiwache Neuenteich — zu Fuß, damit sie die Orientierung im Straßenverkehr lernen. „Da wurden wir mit Handschellen gefesselt“, gibt ein Junge an — wogegen seine Kindergartenkollegen aber sofort protestieren. „Das Spannendste für die Kinder war die Pistole“, sagt Sebastian Freund.

Im Bücherschiff haben sich die Vorschulkinder Bücher angeguckt und gelernt, dass sie sie dort kostenlos ausleihen können. Im letzten Kindergartenjahr sprechen auch Kinder, die zu Beginn nur eine andere Sprache beherrschen, gut Deutsch. „Mit Mehltüten haben wir einen Berg gemacht“, erinnert sich Ben. Damit wurde den Kindern vor Augen geführt, wie schwer sie sind.

In der evangelischen Kindertagesstätte Am Eckbusch durften sich die Vorschulkinder Ausflüge wünschen: Sie besuchten das Sinfonieorchester, das Von der Heydt-Museum, die Station Natur und Umwelt und sogar den Düsseldorfer Flughafen. „Mit dem Thema Kunst haben sich die Kinder lange beschäftigt“, erzählt die Kita-Leiterin Melanie Siepen.

Im Flur hängen die Bilder, auf denen die Kinder die Seerosen von Monet nachempfunden haben. Der Handpuppe Leopold, die ein Museum eröffnen will, wurden nämlich alle Bilder gestohlen. Deshalb mussten die Kinder neue malen. „Im Museum waren auch ganz viele Skulpturen“, erinnert sich Leonie.

Mit einer Zeitmaschine, die die Kinder aus einem Karton gebaut hatten, sind sie durch die Epochen gereist. Sie besuchten die Neandertaler, die Dinosaurier, aber auch Tony Cragg. „Wir haben das mit einem kleinen Auto und Figuren auf dem Zeitstrahl nachgestellt“, sagt die Erzieherin Juliane Tellers. So bekamen die Vorschulkinder einen Eindruck davon, wie die Menschen in verschiedenen Zeiten gelebt haben. Und nebenher lernen sie, zuzuhören und nacheinander zu reden.