Liederabend „Die schöne Magelone“ Ensemble "recitando" in Wuppertal: Prachtvolle Romantik und große Gefühle

Wuppertal · Mit einem zauberhaften Märchen entführen Rita Reineke, Elisabeth Stoffels-Noll und Iris Rauhaus als Ensemble „recitando“ ihre Zuhörer. So war der Abend in der Wichlinghauser Erlöserkirche.

Das Ensemble „recitando“ mit Rita Reineke (r.), Elisabeth Stoffels-Noll (m.) und Iris Rauhaus (l.) trat erneut in der Erlöserkirche auf.

Foto: Otto Krschak

 Mit einem zauberhaften Märchen entführten Rita Reineke, Elisabeth Stoffels-Noll und Iris Rauhaus als Ensemble „recitando“ am vergangenen Sonntag ihre Zuhörer in der Wichlinghauser Erlöserkirche in die Zeit der Romantik.

„Ob ihr die alten Töne gerne hört?“, mit dieser Frage beginnt Rita Reineke die Lesung der „Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter von Provence“. Die Antwort lautet eindeutig „Ja!“, denn mit den alten Tönen – gemeint ist eine französische Rittergeschichte – bezaubert sie sogleich das Publikum. Ludwig Tieck, einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Frühromantik, hat aus dem Ritterroman des 16. Jahrhunderts eine romantische Novelle geschrieben und mit zahlreichen Liedern versehen. Rita Reineke liest dieses romantische Märchen perfekt pointiert und bringt den Zuhörern auf ganz bezaubernde Weise die typische Sprache der Romantik nahe.

Schon die ersten Worte verwöhnen mit prächtigem Sprachgenuss. Den Grafen von Provence wurde „ein überaus schöner und herrlicher Sohn geboren, mit glänzenden blonden Haaren. Jung und Alt bewunderte ihn“. Auf Reisen verliebt sich dieser Graf Peter am Hof von Neapel in die schöne Königstochter Magelone. Bei Ritterspielen besiegt er alle Konkurrenten, aber der König will Magelone mit einem anderen Ritter vermählen. Die Liebesgeschichte, klein gedruckt im Reclamheft 70 Seiten lang, berichtet von märchenhaften Begebenheiten, gemeinsamer Flucht, dem Raub kostbarer Ringe, Schiffbruch, Stranden an fernen Küsten, Verzweiflung und Verlassenheit.

Rita Reineke hat den Text klug gekürzt, komprimiert die Geschichte, lässt die Zuhörer an den wichtigsten Begebenheiten teilhaben und bettet die von Elisabeth Stoffels-Noll vorgetragenen Lieder stimmig in die spannende Lesung ein. Johannes Brahms hat die Lieder in den 1860er Jahren vertont. Elisabeth Stoffels-Noll schlüpft mit klangschönem Sopran und exzellenter Textverständlichkeit in wechselnde Rollen. Mal als Peter, mal als Magelone und einmal als Sulima, die Tochter eines Sultans, die sich unglücklich in Peter verliebt, singt sie in feinen lyrischen Stimmungsbildern das innere Geschehen der Personen.

Hell und glanzvoll erklingt ihr Sopran, als Peter sich in ein Turnier begibt, innig trägt sie die Briefe vor, die Magelone und Peter miteinander austauschen. Klangschön auch in höchsten Lagen präsentiert sie Peters Heiratsantrag, bewegt trägt sie das melancholische Lied der Magelone vor, die ihren Peter für immer verloren glaubt. Die spätromantische Tonsprache von Brahms ist sowohl für die Singstimme, als auch für den Klavierpart eine anspruchsvolle Aufgabe, die beide Musikerinnen meistern. Iris Rauhaus zeigt im Klavierspiel hohe musikalische Erzählkunst. Eindringlich gestaltet sie unter anderem Sulimas Sehnsucht nach Peter. Als der Spannungsbogen den Höhepunkt erreicht, gibt es eine Pause.

Besondere Form
eines Liederabends

Danach führt eine Fülle von märchenhaften Umständen bald zum glücklichen Ende. Peter und Magelone finden einander wieder, nach der Versöhnung mit den Eltern dürfen sie sich vermählen. Am Schluss erklingt das Lied „Treue Liebe dauert lange“.

Für diese besondere Form eines Liederabends, der wie für „recitando“ geschrieben zu sein scheint, gibt es großen, lang anhaltenden Applaus vom begeisterten Publikum.