Demo in Elberfeld „Nie wieder ist jetzt“ - Über 12 000 gegen rechts
Wuppertal · Das Bündnis „Wuppertal stellt sich quer“ und die „Omas gegen rechts Wuppertal“ haben für heute zur Demonstration „Nie wieder ist jetzt - Demokratie und Menschenwürde sind nicht verhandelbar“ aufgerufen. Die Reaktionen auf die Ankündigung waren schon groß, aber was sich letztlich in Elberfeld ergab war noch viel größer.
Elberfeld. Auf vielen Ebenen wurde die Veranstaltung beworben und aufgrund der starken Resonanz entschieden die Organisatoren den Ort der Auftaktkundgebung, welche ursprünglich auf dem Willy-Brandt-Platz geplant war, zu verlegen. Da mit 2 000 Teilnehmenden gerechnet wurde, sollte es dann der Vorplatz des Pina-Bausch-Zentrums / Schauspielhaus (Kluse) sein. Der Beginn der Demonstration war für 13 Uhr angesetzt und verzögerte sich minimal, da bereits zu dem Zeitpunkt über 5 000 Menschen heranströmten und auch den Platz vor der Schwebebahnhaltestelle und dem Cinemaxx einnahmen. Schnell und koordiniert entschied die Polizei auch die Straßenfläche der B7 für die Kundgebung freizugeben.
Das stetig weiter wachsende Publikum hätte facettenreicher nicht sein können: „Menschen die gerade ihre erste Demonstration erleben und welche, die in ihrem Leben schon oft auf der Straße waren“, fasste eine Sprecherin vom Bündnis „Wuppertal stellt sich quer“ (WSSQ) zusammen. Alle seien geeint durch das Ziel sich für Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft einzusetzen. Es gelte zusammenzustehen und mit Mut und Entschlossenheit die Demokratie zu verteidigen.
Eine weitere Rednerin kam aus den Reihen der Migrantenselbstorganisation „DIDF“. Mit den Worten: „Die Brandmauer ist gefallen“, leitete sie eine Ansprache ein, welche die Asylpolitik von Kanzlerkandidat und CDU-Parteichef Friedrich Merz stark kritisierte. Wer sich zu einer Kooperation mit der AfD bereit erkläre, wäre auch Teil der rassistischen Hetze, die im Zuge des Wahlkampfes nochmals an Fahrt gewonnen habe. Auch Barbara Herfurth-Schlömer, Leiterin des Projekts Barmer Theologische Erklärung, fand für den Kirchenkreis den Weg an das Mikrofon. Sie verwies darauf, wie wichtig es gerade heute sei, Gesicht und Haltung zu zeigen.
Zwischen den Rednern informierten die Organisatoren zur Größe der Demonstration und im Laufe der Auftaktkundgebung sei man auf 10 000 Teilnehmer herangewachsen. Eine Größe, die zuletzt vor einem Jahr erreicht wurde. Eigentlich war es geplant, dass der Demonstrationszug von der Kluse über die B7, Morianstraße und Neumarktstraße zum Laurentiusplatz ziehe, doch dafür waren es inzwischen zu viele. Nach einigen Absprachen wurde entschieden den Zug im Kreis durch die Innenstadt zu führen und wieder auf den Vorplatz des Pina-Bausch-Zentrum zurückzukehren.
Die „Omas gegen rechts“ sollten sich eigentlich erst auf dem Laurentiusplatz zu Wort melden, aber die Rednerinnen wurden aufgrund der Änderungen vorgezogen und dargebracht von zwei Mitstreiterinnen aus dem Kreis Mettmann folgte ein „Rap gegen rechts“ mit dem Refrain „Ich werde laut, weil es mir graut“.
Der letzte Redner vor dem Start des Demonstrationszuges war Stefan Kühn, der ehemalige Stadtdirektor und Sozialdezernent. Er zeigte sich von der Menschenmasse überwältigt: „Was für ein grandioser Anblick“. Wie er erklärte, seien im vergangenen Jahr in Deutschland 36 000 rechtsextremistische Straftaten durch die Polizei festgestellt worden. Man müsse gemeinsam warnen, denn „wir sind die Brandmauer“. In Richtung Union kamen die Worte: „Rechtsextreme sind keine Bündnispartner und keine Mehrheitsbeschaffer“. Die Würde eines jeden Menschen bleibe unantastbar und der 23. Februar sei dafür richtungsentscheidend.
Der Weg des Demonstrationszuges führte letztlich von der Kluse, über die B7, Morianstraße und Neumarktstraße. Am Kasinokreisel wendete er sich wieder zur B7 und es ging zurück. An einem festen Punkt stehend benötigte er fast eine halbe Stunde um vorbeizuziehen. Zurück an der Kluse verkündeten die Organisatoren, dass es insgesamt 12 800 Menschen seien und dies somit die größte Demonstration seit 50 Jahren in Wuppertal. Mit letzten Wortbeiträgen und dem Auftritt der Band SkaBoom endete die Demo gegen 16.30 Uhr. Die Polizei meldet einen friedlichen Verlauf ohne weitere Vorfälle.