Skater: Erst willkommen – nun verjagt
Die Hobby-Sportler kämpfen für die Erhaltung ihres „Spots“ am Haspel. Die Stadt will den Schulhof für sie sperren.
Wuppertal. Sebastian Bähr fährt schon lange Skateboard - und seit über einem Jahr besonders gerne auf dem Schulhof des Berufskollegs am Haspel. Der "Spot", so nennen die Skateboarder die Plätze für ihren Sport, eignet sich dafür perfekt - bis vor etwa drei Monaten.
Seitdem sind Bähr und seine Freunde am Haspel nicht mehr willkommen. "Immer wieder beschweren sich Anwohner, und Polizei oder Ordnungsamt kommen vorbei", ärgert sich der 20-Jährige. Noch schlimmer für die Skateboarder: Spätestens im Frühjahr 2009 wird das Gebäudemanagement der Stadt den Platz unbefahrbar machen - mit Hilfe so genannter "Skate-Stopper". Einige sind schon montiert.
Dabei ist der Schulhof, der vor einem Jahr komplett erneuert wurde, auch für Skater entworfen worden, wie Architekt Friedhelm Terfrüchte bestätigt: "Wir wollten einen alltagstauglichen Raum für Jugendliche schaffen, das schließt Skater mit ein." Die preisgekrönte Architektur ist so gelungen, dass Skater aus ganz Deutschland hier Videos drehen oder Fotostrecken für Magazine schießen.
Das Gebäudemanagement sieht allerdings das Interesse der Anwohner im Vordergrund - spätestens, seitdem ein nicht aus Wuppertal stammender Skater den Rentner Manfred Hergert auf Beschwerden hin mit den Worten: "Komm doch runter, wenn du dich traust - dann hauen wir dich um" bedroht haben soll.
Hergert hat bereits mehrmals das Ordnungsamt gegen die Skater eingeschaltet. "Der Lärm ist für uns unerträglich", sagt seine Frau. Das Argument der Skater, die B7 direkt neben dem Skate-Platz seien viel lauter, lässt das Ehepaar nicht gelten: "An Verkehrslärm gewöhnt man sich auf Dauer, an das Klacken der Skateboards nicht."
Auch beim Berufskolleg stoßen die Skater nicht nur auf Gegenliebe: "Wenn noch Nachmittagsunterricht stattfindet und viele Skater auf dem Schulhof fahren, stört das schon", erklärt Schulleiter Volker Lieb.
Bei solchen - eher seltenen - Fällen habe aber immer das Gespräch mit den Jugendlichen den Konflikt gelöst. Und auch die Schule sieht die Beschwerdefreudigkeit der Anwohner kritisch: "Wir hatten hier bei Schulfesten auch schon Probleme", sagt der stellvertretende Schulleiter Ralf-Michael Heinrich.
Für die Skateboarder wird der Fall Haspel allerdings vor allem deshalb zum Dilemma, weil sie für ihren Sport im Tal al kaum Ausweichmöglichkeiten haben. Die Halle "Wicked Woods" sei seit dem Umzug an die Langobardenstraße nur noch für Inlineskater und BMX-Fahrer geeignet, sagen sie.
Andere von der Stadt angelegte Flächen, wie die Rampe hinter dem Oberbarmer Bahnhof, seien völlige Fehlplanungen - findet Tom Derichs. Der Wuppertaler ist Profiskateboarder und lebt mittlerweile in Barcelona. Er erinnert an einen ähnlichen Fall an der Stadthalle, der auch in einem Skate-Verbot endete. Versprochene Ersatz-Flächen habe es nie gegeben.
Dabei, so Derichs, habe das Skaten eine große soziale Bedeutung: "Wenn wir damals nicht geskatet wären, hätten wir sicher mehr Blödsinn angestellt. Manche von uns hätte das auf die schiefe Bahn gebracht."