Aus Cronenberg in die Welt der Kunst

Künstlerin Susanne Kessler wohnt in Berlin und Rom — und liebt Wuppertal.

Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Den Erstwohnsitz in Berlin, den Zweitwohnsitz in Rom und das Herz, das ist in Wuppertal geblieben, wo die deutsch-italienische Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin Susanne Kessler beheimatet ist.

Geboren wurde die Künstlerin 1955 in Elberfeld, wo sie später auch, am Sankt Anna Gymnasium, ihr Abitur machte. In Cronenberg, im Haus ihrer Eltern aufgewachsen, zog sie die Abenteuerlust schon mit 17 Jahren in die Weltmetropole London.

Die Wuppertalerin studierte von 1975 bis 1982 Malerei und Grafik an der Hochschule der Künste in Berlin, sowie am Royal College of Art in London. Nach dem Studium kehrte sie nach Wuppertal zurück. Neben Stipendien und Arbeitsaufenthalten führten sie mehr als fünfzig Einzelausstellungen und zahlreiche Gruppenausstellungen durch Europa, Indien, Pakistan, Mali, Äthiopien, Guatemala, Iran, Lettland und die USA. 1994 zeigte das Wuppertaler Von der Heydt-Museum Kesslers Einzelausstellung mit dem Titel „Man müsste wieder Tempel bauen“.

Im Jahr 2001 wurde sie als Gastprofessorin an die California State University eingeladen. Anschließend folgten weitere Lehrtätigkeiten, so 2010 an der Akademie der Künste in Riga und ein Jahr später an der City University of New York.

Ihren Mann, einen Italiener, lernte Kessler in London kennen. Nach dem Motto „man verlässt ein Land nicht, man nimmt ein neues Land dazu“, einigte sich das Paar darauf, jeweils einige Monate in Italien und einige in Deutschland zu leben, bis Kessler schließlich den Entschluss fasste langfristig nach Rom zu gehen und zu bleiben.

Bekannt wurde die Künstlerin aus Wuppertal mit ihren raumgreifenden, organisch wirkenden Installationen. Vorrangig von der Zeichnung ausgehend, beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit naturgemäßen, lebendigen Strukturen. Einige ihrer Arbeiten widmen sich Darstellungen des Inneren. Ein Beispiel ist die Struktur des menschlichen Gehirns, dessen sichtbare Erscheinung, als auch dessen komplexer Aufbau von Kessler thematisiert wird. Dabei stehe das Gehirn als Ursprung für alles, was in der Welt entsteht und existiert, für alles wahrnehmbare und als Quelle des menschlichen Bewusstseins, so Kessler.

Ihr erstes Atelier eröffnete sie in einem alten Fabrikgebäude im Stadtteil Wichlinghausen. „Das Atelier hat meine Arbeit sehr beeinflusst. Es war eine sehr lebendige Zeit“, erinnert sich die 59-Jährige, „ich hätte die Räumlichkeiten nie von selbst aufgegeben“. Mit dem Tod der Hausbesitzerin, kam im Jahr 2006 der Verkauf des Gebäudes und damit das Ende des Wichlinghausener Ateliers. Ihren „großen Arbeitsplatz“ verlegte Kessler schließlich nach Rom, in Berlin eröffnete sie ein weiteres, kleineres Atelier.

„Man ist sehr gezeichnet von dem Umfeld, in dem man aufwächst“, erzählt die Künstlerin in Gedanken an ihre deutsche Heimat, in der sie auch heute noch Freunde und Familie hat. Kessler: „Die Fabriken, das urbane und gleichzeitig familiäre dieser Stadt — das ist das, was mir am meisten bleibt.“ In Wuppertal sei sie zwar nur selten und wenn, dann immer nur für sehr kurze Zeit, so Kessler, „aber eines weiß ich genau: ich komme immer wieder hierher zurück.“