Fabu-Promotionspreis Wuppertaler Studentin gibt neue Einblicke in Rose Ausländers Gedichte

Wuppertal · Annkathrin Sonder erhält den Fabu-Promotionspreis für ihre Doktorarbeit.

Annkathrin Sonder zu Gast im Podcast-Gespräch.

Foto: Friederike von Heyden

Bereits während ihres Studiums hat Annkathrin Sonder eine Faszination für alte Texte entwickelt. Schöne Bücher begleiten die Germanistin sogar schon seit ihrer Jugend – und mit ihnen die Begeisterung für Kunst, auch in Form von Poesie. Ihre Promotion über die unveröffentlichten Nachlass-Gedichte von der jüdischen Poetin Rose Ausländer hat neue Erkenntnisse über deren Schaffensprozess aufgedeckt – und für sie selbst weitere Forschungsfragen aufgeworfen. Für ihre Doktorarbeit ist Sonder nun mit dem Promotionspreis der Fabu (Freunde und Alumni der Bergischen Universität) ausgezeichnet worden.

Annkathrin Sonder stammt aus Süddeutschland und hat nach dem Abitur Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Ihr akademischer Weg führte sie von Trier nach Heidelberg, wo sie sich erstmals intensiver mit Editionswissenschaften und Handschriften befasste. Die Begeisterung für alte Dokumente und die Arbeit mit historischen Texten führten sie schließlich nach Wuppertal, wo sie ihre Promotion begann.

Ihre Doktorarbeit schrieb sie über unveröffentlichte Nachlass-Gedichte von Rose Ausländer, eine deutschsprachige jüdische Dichterin, die 1901 in Tschernowitz (heutige Ukraine) geboren wurde. Ihre bewegte Lebensgeschichte, geprägt von Flucht, Exil und der Shoah, spiegelt sich in ihren Gedichten wider. Viele ihrer Werke entstanden beispielsweise in Verstecken.

Sonder widmete sich unveröffentlichten Gedichten aus Ausländers Nachlass, die im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf archiviert sind. „Es ist wunderschön, an den Originalen zu arbeiten und überhaupt auch die Arbeitsweise einer Dichterin kennenzulernen“, betont die Preisträgerin. Die wissenschaftliche Edition dieser Gedichte erforderte jedoch auch akribische Recherchearbeit. Besonders herausfordernd war es, die Entstehungsprozesse nachzuvollziehen, da Ausländer ihre Manuskripte oft mehrfach überarbeitete.

Der Prozess glich oft einer Spurensuche: „Ich musste natürlich auch erst mal schauen: Was gibt es? Was ist noch nicht veröffentlicht? Was kann man im Rahmen von ein paar Jahren auch tatsächlich bewältigen“, erklärt Sonder.

Die Corona-Pandemie stellte eine Chance und ebenso eine Hürde für ihre Arbeit dar. Zwar erhielt sie durch die Pandemie zwölf Monate mehr Zeit, um ihre Arbeit zu schreiben. Ursprünglich waren durch ihre Förderung durch die DFG eigentlich 36 Monate, also drei Jahre angedacht. Das Problem: Archive blieben monatelang geschlossen, was die Arbeit an Originaldokumenten erschwerte. „Ich musste dann mit den digitalen Versionen arbeiten“, erinnert sie sich.

Mit ihrer Dissertation hat Ann-Kathrin Sonder Pionierarbeit geleistet. Ihre Edition ermöglicht nicht nur neue Einblicke in das Werk Rose Ausländers, sondern bildet auch eine Grundlage für künftige Forschungen. Die Auszeichnung mit dem Fabu-Preis ist eine Anerkennung für ihre akribische Arbeit und die gesellschaftliche Relevanz ihres Themas.

„Natürlich ist es einerseits eine Wertschätzung meiner Leistung“, weiß Annkathrin Sonder. „Aber, und das ist der zweite Punkt, auch eine unglaubliche Wertschätzung für das Werk einer jüdischen Autorin. Die natürlich in der heutigen Zeit, mit wieder aufkeimendem Antisemitismus, aber auch globalen Krisen, unglaubliche Schlagkraft in gesellschaftlicher Hinsicht hat. Ich danke der Fabu für diese Auszeichnung und diese bestimmte Haltung, die dadurch auch ausgedrückt wird.“ Gerade weil es in ihrem Fall um einen literarischen Nachlass ginge, der sehr lange Zeit aus politischen Gründen nicht publiziert werden durfte.