Datenklau auch in Deutschland möglich

Der Verlust sensibler behördlicher Informationen wie zuletzt in England ist auch hierzulande denkbar.

Düsseldorf. In England entstand in dieser Woche genau das Szenario, das jeden Bürger und insbesondere jeden Datenschützer verzweifelnd die Hände über den Kopf zusammenschlagen lässt. Ein noch nicht sehr erfahrener Beamter hatte hoch sensible Daten auf eine CD kopiert und nicht wie gefordert per Einschreiben, sondern über einen Postdienstleister verschickt. Dies ging bekanntlich schief, und nun liegen die Datenträger mit den Informationen sämtlicher Familien, die in Großbritannien Kindergeld beziehen, sowie deren Bankverbindung und Sozialversicherungsnummern irgendwo im Land herum und könnten missbräuchlich verwendet werden.

So etwas kann in Deutschland nicht möglich sein, denn die hiesigen Sicherheitsbestimmungen ließen so etwas nicht zu, möchte man den Engländern nun zurufen. "Grundsätzlich wäre so etwas aber auch hier möglich", sagt Dietmar Müller. Der Pressesprecher des Bundesbeauftragten für Datenschutz hält solch einen Zwischenfall nur für denkbar, wenn Menschen, wie im Fall der Engländer, Fehler begehen. "Der Mensch ist immer der größte Unsicherheitsfaktor", sagt Müller.

Denn die Sicherheitsbestimmungen in Deutschland und in England würden sich nicht wesentlich unterscheiden und sehen einen ähnlich hohen Standard vor. Darüber hinaus geht in Deutschland der Austausch sensibler Daten zwischen Behörden über gesonderte, nicht mit dem Internet verbundene Leitungen vonstatten. Zudem seien die Inhalte zusätzlich einer Verschlüsselung unterzogen, so dass ein Missbrauch nur schwer denkbar sei.

Der Umgang mit Daten ist ein sensibles Thema. In England war es die Fehlleistung zweier Mitarbeiter, die sämtliche Vorkehrungen ad absurdum geführt haben. "Deshalb weisen wir immer wieder darauf hin, wie sensibel der Umgang mit Daten ist", sagt Dietmar Müller. Deshalb sei es besonders wichtig, "die Mitarbeiter stets neu zu sensibilisieren".

Doch wie können diese Sicherheitslücken geschlossen werden? Jeder Betrieb hat einen Datenschutzbeauftragten, der sich gerade vor dem Hintergrund der englischen Geschehnisse vor Ort überlegen müsse, wie bessere Sicherheit gewährleistet werden könne, sagt Müller. Die Behörde des Bundesbeauftragten für Datenschutz kontrolliert, beobachtet und berät. "Aber für jeden einzelnen Fall haben wir keine Lösung, dafür sind es zu viele."