Jugendstrafvollzug: Die grausame Bilanz der US-Camps
Jugendgewalt: Seit 1990 starben mindestens zehn Jugendliche in den Erziehungslagern. Viele ertragen den Militär-Drill nicht.
<strong>Washington. Als die ersten "Boot Camps" für straffällige Jugendliche in den USA entstanden, schwärmte das US-Justizministerium von "einer der innovativ-sten und aufregendsten Formen" des Jugendstrafvollzugs. Fast 20Jahre später ist Ernüchterung eingekehrt. Zwar glauben viele Amerikaner ungebrochen daran, dass Recht und Freiheit ohne Härte und Brutalität nicht zu haben sind. Aber die Bilanz der paramilitärischen "Boot Camps" bestätigt kaum die Hoffnungen vor allem von Konservativen, mit "harter Hand" und "eiserner Disziplin" lasse sich der Charakter junger Gewalttäter oder Drogensüchtiger positiv formen.
Ein Jugendlicher in Utah ist im Lager verhungert
Die Rückfallquote ist laut einem Bericht des "Christian Science Monitor" keinesfalls geringer als bei den Insassen von Gefängnissen und Jugendstrafanstalten. Dafür aber gibt es erschreckende Berichte über das grausame Lagerleben.
Ursprünglich waren die "Boot Camps" in den 80er Jahren als Alternative zu zwei- bis dreijährigen Freiheitsstrafen eingeführt worden: Wer sich für 120 Tage dem extremen militärischen Drill und den Torturen eines Lagers aussetzte, konnte danach die Freiheit erlangen. Die Philosophie der Camps ist den US-Marines entlehnt: Der Wille soll - nicht selten mit Demütigungen, seelischen und körperlichen Misshandlungen - gebrochen werden, um ihn dann wieder aufzubauen.
Eltern, die ihre Kinder abliefern, unterschreiben meist eine Blanko-Erklärung, derzufolge sie mit allen Maßnahmen im Lager einverstanden sind. Seit 1990 starben zehn Jugendliche in "Boot Camps".