Keine Freude schöner Götterfunken

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich zufrieden mit dem Ausgang der Europawahl, warnt aber auch vor Übermut.

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel lächelt verhalten. "Sie können sich vorstellen, dass wir zufrieden sind", sagt die CDU- Chefin am Tag nach der Europawahl. "Wir haben eine bürgerliche Mehrheit." Und der Abstand zur SPD, betont sie, ist deutlich. "Man könnte sogar sagen: sensationell deutlich."

Doch die Europawahl ist auch für die Union keine reine Erfolgsgeschichte gewesen, und es sind auch einfach nicht die Zeiten, um sich überschwänglich zu freuen. Deshalb herrschte zwar Freude bei der Union, aber keine "Freude schöner Götterfunken", die den FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle am Wahlabend so beflügelt hatte.

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die Spitzen von Union und FDP analysierten das Ergebnis der Europawahl und waren sich einig: Der Grundstock für eine schwarz-gelbe Koalition ist gelegt. Doch Merkel weiß, dass es noch so einige Fallstricke gibt für die CDU.

Die "Kanzlerinnen-Partei" wurde zwar stärkste Kraft bei der Europawahl in Deutschland, doch sie musste im Vergleich zur Protestwahl 2004 gegen den damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) ein Minus von fast sechs Prozentpunkten hinnehmen.

Das sah bei der CSU schon anders aus: Hier waren die Einbußen mit unter einem Punkt gut zu verschmerzen. Die FDP legte gar um fast fünf Punkte zu.

"Ich will sehr deutlich sagen, dass dies natürlich noch keine Testwahl für die Bundestagswahl ist", sagt Merkel. Doch so ganz ohne Aussagekraft für den 27.September ist die Europawahl aus ihrer Sicht dann doch nicht. Es "zeigt einen Trend", ergänzt die CDU-Chefin deshalb.

"Unsere Chancen bei der Bundestagswahl sind mit dem gestrigen Tage größer geworden." Die Union geht nach ihrer Ansicht mit Mut, Kraft und Zuversicht in die restlichen dreieinhalb Monate. Doch Merkel erwähnt auch Demut.

Merkel ist ein gebranntes Kind. Ihre CDU war so etwas wie die Umfragen-Königin vor der Bundestagswahl 2005 und fuhr dann viel weniger ein als gedacht - und als erhofft. Die Parteichefin muss bis September alle Flügel der CDU zusammenhalten. Der Wirtschaftsflügel fordert schon vehement Steuersenkungen. Merkel muss auch die CSU im Boot halten.

CSU-Chef Horst Seehofer will - zumindest sagt er das - "größtmögliche Geschlossenheit" mit der Schwesterpartei. Zugleich wettert die CSU aber, der Wahlkampf sei eine "Gutwetterkampagne" gewesen. In der CSU wird Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg neben Seehofer als Zugpferd bei der Europawahl gesehen. Merkel sieht die Wahl als "gemeinsamen Erfolg". Sie betont: "Meinen Kurs werde ich nicht ändern."

Auch die Liberalen wollen nicht abheben. "Auf dem Teppich" will Westerwelle bleiben bis zur Bundestagswahl. Es liege noch viel Arbeit vor der FDP, sagte er - als habe er sich mit Merkel abgesprochen. Und Westerwelle freut sich, dass sich Merkel zu einem schwarz-gelben Bündnis bekannt hat. Die Hoffnungen wurden an diesem Montag auch nicht dadurch getrübt, dass Merkel in grüner Jacke erschien.