Analyse: Auch das Sparen für die Rente will gelernt sein

Modelle für private Zusatzrenten sind meist viel zu kompliziert, kritisieren Experten.

Berlin. Alle wissen, dass die Rente im Alter nicht mehr ausreicht, um auch nur annähernd den früheren Lebensstandard halten zu können. Aber viele Bundesbürger überwinden dennoch nicht die Hürde, sich für eines der vielfältigen Vorsorgemodelle zu entscheiden. Das liegt laut dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA), das von Banken und Versicherungen getragen wird, nicht nur an dem unübersichtlichen "Dschungel" an Angeboten. Es ist auch in der "Psychologie des Sparens" begründet.

Alle wissen, dass die Rente nicht reicht, aber nur wenige handeln

Mit dem Seelenleben des Anlegers befasst sich inzwischen ein eigener Zweig der Volkswirtschaftslehre. Demnach geht es nicht nur darum, Menschen transparenter über die Anlagemöglichkeiten zu informieren, weil sich viele, selbst Akademiker, überfordert fühlen und den Angeboten nicht trauen. Noch wichtiger sei, so die Experten des DIA, in einfacher Form das Sparen zu trainieren, zum Beispiel durch einen jährlich ansteigenden Sparplan, der an Lohnerhöhungen gekoppelt ist, so dass die bisherigen Konsumgewohnheiten kaum geändert werden müssen. Dann wirkten sich, so das DIA, die menschlichen Eigenschaften Gewohnheit und Trägheit - sonst die Feinde jeder langfristigen Altersvorsorge - einmal zu ihren Gunsten aus: Denn wenige Teilnehmer stiegen nach den Erfahrungen mit solchen Vorsorgeplänen in den USA vorzeitig aus. Nötig sei auch, dass die Vorsorge möglichst flexibel sei, damit sie schon in jungen Jahren mit kleinen Beträgen begonnen werden könne, wenn man das meiste Geld für Hausbau und Familiengründung brauche. Ein Problem sei zudem, dass viele Bürger Angst hätten, sich auf Jahre zu binden. Nötig sei ferner, Erbschaften realistischer einzuschätzen, auf die viele für ihr Alter hofften. Um die Entscheidung für eine private Altersvorsorge zu erleichtern, müssten die von Banken und Versicherungen angebotenen Produkte einfacher werden, kritisieren die DIA-Experten. Außerdem müsse das Wohneigentum besser in die Vorsorge integriert werden, zum Beispiel indem man im Alter bei Banken einen Kredit auf das eigene Haus aufnimmt, um davon leben und trotzdem dort wohnen bleiben zu können. Nach dem Tod fällt das Haus dann allerdings in der Regel an die Bank. Dem DIA zufolge nimmt die Hälfte der Bundesbürger an, dass ihr Geld für einen komfortablen Ruhestand nicht ausreiche. 40 Prozent sehen ihrem Ruhestand "ein wenig pessimistisch" entgegen, 22 Prozent sogar "sehr pessimistisch". Trotz ansteigender Abschlüsse der staatlich geförderten Riesterrente zögen noch viel zu wenig Deutsche Konsequenzen aus dieser Einschätzung. Setzt die Riester-Rente sich durch?
Riester-Rente Die Riester-Rente wurde unter dem Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) im Jahr 2001 eingeführt. Diese staatlich geförderte private Vorsorge soll die Absenkung des Rentenniveaus durch die Reform von 2001 von 70 Prozent auf 67 Prozent ausgleichen. Ausgegangen wird dabei von einem fiktiven "Eckrentner", der 45 Jahre lang Beiträge von einem statistischen Durchschnittseinkommen in die Rentenkasse eingezahlt hat.

Abschlüsse Das Geschäft mit der Riester-Rente lief für die Versicherer jahrelang äußerst schleppend, da sie kompliziert ist und viele Einschränkungen enthält. So können die staatlichen Zuschüsse beispielsweise nicht vererbt werden. Nach mehreren Vereinfachungen sind die Abschlüsse nun zahlreicher.