Südliches Afrika Safari mit Strand-Option: Eswatini und seine Nachbarn
Mhlumeni/Goba · Wandern in Schluchten und Schnorcheln im Ozean lassen sich im Drei-Länder-Eck von Eswatini, Mosambik und Südafrika kombinieren. Der grenzübergreifende Tourismus soll auch dem Naturschutz dienen.
Aller Anfang ist schwer. Samson Maziya weiß das. Seit 2017 hat er mit seiner Heimatgemeinde Mhlumeni im Osten des Königreichs Eswatini ein Busch-Camp aufgebaut, fünf Zimmer in festen Zelten, dazu ein Campingplatz. Immerhin ein paar Hundert Besucher kommen inzwischen jährlich - über sieben Jahre nach dem Start.
Dabei ist Mhlumeni majestätisch gelegen: Von der Terrasse des Camps reicht der Blick über die in die Lubombo-Berge eingeschnittene Mhlabashana-Schlucht bis ins Tiefland Mosambiks. Die Gemeinde ist fast vollständig vom Naturreservat Mlawula umgeben - aber eben auch meilenweit entfernt von den Haupttouristenströmen.
Wir befinden uns im Lubombo-Schutzgebiet. Es erstreckt sich über drei Länder, neben dem kleinen Bergkönigreich gehören auch Areale in Mosambik und Südafrika dazu. Das Ziel ist, Naturschutzbemühungen zu verbinden und den Tourismus grenzübergreifend zu entwickeln.
Die Rede vom schweren Anfang passt auch auf die neue Wanderroute, die das „Mhlumeni Bush Camp“ mit dem Gemeindecampingplatz in der mosambikanischen Gemeinde Goba verbindet. Denn schweißtreibend ist der Trail gleich zu Beginn. Es geht zunächst bergab, tief hinein in die dschungelartigen Wälder der Schlucht.
Stundenlang grollt Donner in der Ferne, bis auf ein paar Schauer kommt das Gewitter aber nicht näher. Das Wasser rinnt aber ohnehin von der Stirn, ob es regnet oder nicht. Der Pfad führt durch Flüsse und Bäche, steile Hänge hinauf und ebenso stark abfallende Schluchten wieder hinunter.
Erfrischung bietet ein Bad unter einem Wasserfall, mitten in der Wildnis. „Der Fluss kommt direkt aus dem Dschungel“, weiß Maziya, der nicht nur Manager des Camps, sondern auch dessen einziger Guide ist. Zebras, Paviane, Meerkatzen und Antilopen verstecken sich hier im Dickicht, allerdings zu gut, um entdeckt zu werden.
Ein buchstäblich nicht ausgetretener Pfad
Ein paar Kühe liegen im Gras, aber auch Menschen sind nicht zu sehen. „Früher war hier mal eine Marihuana-Plantage am Fluss“, sagt Maziya, sonst sei die Wildnis eigentlich gar nicht genutzt worden.
Das Naturreservat litt in der Vergangenheit stark unter Wilderei. Ganz beseitigt ist das Problem laut Mandla Makhanya noch immer nicht. „Manche in der Gemeinde sind froh über den Tourismus, aber diejenigen, die wildern, sind nicht so froh“, sagt der Programmkoordinator der Lubombo Transfrontier Conservation Area für Eswatini.
Doch sobald den Gemeinden aus dem grenzübergreifenden Tourismus spürbare Hilfen erwachsen - in Mhlumeni wird mit Einnahmen aus dem Camp gerade eine neue Schule gebaut - gebe es auch mehr Zuspruch, so Makhanya.
Der insgesamt 24 Kilometer lange Rundwanderweg zwischen Mhlumeni und Goba verbindet zwei Gemeinden beiderseits der Grenze ganz praktisch. Zwei volle Tage sollte man für die ganze Distanz einplanen. Die Tour wirkt dabei wie der Inbegriff vom Urlaub abseits ausgetretener Pfade, zumal der Wanderweg frisch in den Busch geschlagen, also buchstäblich nicht ausgetreten ist.
Guide-Wechsel an der Grenze
Doch bei aller landschaftlichen Schönheit und Abgeschiedenheit hat die Sache noch Haken: Die jeweiligen Guides müssen ihre Gäste vor der Grenze verabschieden. Auf der anderen Seite wartet zwar ein Kollege, aber eine direkte Übergabe ist nicht möglich, weil die Guides dafür teure Visa bräuchten.
Zudem kommt man mit Englisch in Mosambik kaum weiter. Auch ein Shuttle existiert nicht: Wer die Tour wandern will, muss seine komplette Campingausrüstung und Verpflegung mitschleppen und am nächsten Tag wieder zurücklaufen - insgesamt also eher ein Abenteuer für Hartgesottene.
Doch der Plan, Naturschutz durch Tourismus zu fördern, kann aufgehen. Das zeigt das Beispiel des Maputo-Nationalparks auf mosambikanischer Seite, rund 130 Kilometer von Goba Richtung Meer.
Seit 2009 wurden hier in einem großangelegten Projekt mehr als 5.000 einst bis zur Ausrottung verfolgte Wildtiere wieder angesiedelt. Inzwischen haben sich die Bestände erholt. Wer anreist, kommt an den weitläufigen Stränden des Indischen Ozeans in Lodges unter oder auf einem der gut ausgestatteten Campingplätze. Die Einnahmen aus dem Parkeintritt fließen direkt in den Naturschutz, die Lodges zahlen Konzessionsgebühren für den Unterhalt des Parks.
Elefanten statt Autos kreuzen den Weg
Die Kombination aus Safari und Strand zieht vor allem Mosambikaner und Südafrikaner an, die ersten Gäste aus Übersee sind dem Geheimtipp aber auch bereits auf die Schliche gekommen. Massentourismus wie in den großen Nationalparks Südafrikas ist hier aber nicht zu erwarten und auch nicht geplant.
Auf den weitläufigen Sandpisten, die nur mit Allradfahrzeugen befahren werden können, kommt kaum überhaupt mal ein Auto entgegen. Dafür kreuzen Elefantenherden den Weg, Streifenschakale jagen im hohen Gras, und Kudu-Antilopen schauen scheu von den Waldkanten ins Freie.
Die Natur, einst durch Bürgerkrieg und Wilderei schwer geschunden, hat sich das Areal zurückgeholt. So erfolgreich, dass Chefranger Miguel Gonçalves nun ankündigt: „Wir bringen jetzt die Raubtiere zurück.“ Löwen sollen zwar zunächst nicht dabei sein. Aber einzelne Hyänen und Leoparden streifen jetzt schon durch den Park, bald sollen es mehr werden.
Erstes grenzübergreifendes Meeresschutzgebiet Afrikas
Unter Wasser geht der Naturschutz weiter: Vor der Küste liegt das erste grenzübergreifende Meeresschutzgebiet Afrikas, das Ponta do Ouro Partial Marine Reserve. Seltene Meeresschildkröten gleiten hier über intakte Riffe voller bunter Fische. Um sie zu beobachten, braucht es nicht mehr als Schnorchel und Tauchermaske.
Klar ist aber auch: Die lokalen Gemeinden müssen vom Tourismus profitieren, damit das Paradies erhalten werden kann. Im kleinen Rahmen darf daher weiter gefischt werden, auch an Land denken Ranger Gonçalves und sein Team über die Vergabe von Abschussquoten nach, um Dorfgemeinschaften an den Parkgrenzen stärker mit ins Boot zu holen. „Wenn du drei Mahlzeiten am Tag hast, sind Elefanten wunderschön“, sagt er. Wenn sie die Ernte zerstörten, denke man anders.
Diese bittere Erkenntnis gilt auch auf der südafrikanischen Seite der Grenze. Im dortigen Tembe Elephant Park sind vor allem die sogenannten Super-Tusker, Elefantenbullen mit ungewöhnlich großen Stoßzähnen, ein Touristenmagnet. Doch die Dickhäuterpopulation ist zu groß. Per Hubschrauber und Pfeil wird den Elefantenkühen deshalb bereits Verhütungsmittel verabreicht.
Doch gegen rabiate Bullen, die aus dem Kruger-Nationalpark im Norden Südafrikas durch Mosambik wandern und schließlich in Tembe eindringen, hilft das auch nicht. Die Tiere zerstören die Zäune und sorgen für Konflikte mit lokalen Kleinbauern. Abhilfe soll ein Wildkorridor in den Maputo-Nationalpark schaffen, doch noch wollen die Sicherheitsbehörden den Grenzzaun nicht entfernen.
In Zukunft aber soll auch hier grenzübergreifender Tourismus für wirtschaftliche Entwicklung sorgen. Es ist wie mit dem Wanderweg zwischen Mhlumeni und Goba: Er ist lang und steinig, aber es kann funktionieren.
Links, Tipps, Praktisches:
Die Reiseziele: Die Lubombo Transfrontier Conservation Area liegt im Dreiländereck Südafrika-Mosambik-Eswatini. Der Maputo-Nationalpark grenzt in Mosambik an den Indischen Ozean. Im zentralen nördlichen Südafrika findet sich der Tembe Elephant Park.
An- und Einreise: Per Flug nach Richards Bay, Maputo oder Eswatini, weiter im Mietwagen. Für Aufenthalte bis 90 Tage wird das Visum in Südafrika und Eswatini kostenfrei bei der Einreise ausgestellt, Mosambik berechnet Touristen aus Deutschland eine Gebühr von umgerechnet knapp zehn Euro für Aufenthalte bis 30 Tage.
Beste Reisezeit: Die Trockenzeit von April bis Oktober fällt zwar in den Winter der Südhalbkugel, bietet aber angenehmere Temperaturen und bessere Möglichkeiten zur Tierbeobachtung. Der Indische Ozean ist auch dann noch mindestens 22 Grad warm.
Gesundheit: Malariaprophylaxe ist ratsam, insbesondere während der Regenzeit.
Währung: 1 Euro sind gut 19 Südafrikanische Rand, 19,50 Lilangeni (Eswatini) oder 66 Mosambikanische Metical (Stand: 15.01.2025)
Zeitverschiebung: In der deutschen Sommerzeit gibt es keine Zeitverschiebung.
Weitere Auskünfte: thekingdomofeswatini.com; visitmozambique.gov.mz; southafrica.net
© dpa-infocom, dpa:250128-930-358485/1