Ex-Torjäger Dick Decloe kommt zum Allstar-Spiel
Der Ex-Torjäger bezog das gleiche Quartier wie vor 37 Jahren und traf gleich alte Bekannte.
Krefeld. Ein Blickkontakt, ein Lächeln, dann nimmt er das Würstchen von Bratwurst-Paule an der Hochstraße aus dem Mund und streckt seine Pranke aus. „How are you, Wo(a)lther?“, strahlt er mich an. Vor mir steht der treffsicherste Torjäger, den das Krefelder Eishockey je erlebt und gesehen hat: Dick Decloe.
Erinnerungen werden wach, denn Decloe kann man nicht vergessen, wenn man die Geschichte des Krefelder Eishockeys erlebt und (jetzt) niedergeschrieben hat. „Ich freue mich riesig, dass ich wieder in Krefeld bin, das ich vieles in meiner Karriere zu verdanken habe“, sagt der baumlange Kanadier ganz Gentleman und ergänzt verschmitzt: „Vielleicht treffe ich am Samstag ja nochmal das Tor.“
Ab und zu nimmt er in seiner Heimatstadt Toronto (Kanada) heute noch den Eishockeyschläger in die Hand. „Aber nur auf dem Trockenen“ ergänzt er. Schließlich hat „Dickie“, wie ihn die Fans nennen, schon 58 Jahre auf dem Buckel. Aber er verfolgt noch gerne die Spiele.
So wie bei einem Europatrip nach Bern, wo er einst seine Karriere 1986 beendete. „Ein schönes Spiel zwischen einer Schweizer Ausländer-Auswahl und dem Nationalteam. Das hat mir sehr gefallen. Die Schweizer Spieler sind richtig gut.“
Doch schnell sind seine Gedanken 37 Jahre zurückgeeilt. „1974 kam ich als holländischer Nationalspieler nach Krefeld und habe in vier Jahren den KEV kennen- und liebengelernt. Es waren schöne Jahre. Leider bin ich nicht mit Krefeld, sondern erst später mit Düsseldorf Meister geworden.“
Doch das dürfte die Fans am Samstag beim Allstar-Game nicht stören, wenn sie den Kultsong hören: „Im Leben, im Leben, geht mancher Schuss daneben. Nur einer nicht, nur einer nicht, der Schuss von Dick Decloe.“ Auch daran erinnert sich Decloe, genauso wie an eine „Wette“, als er den Puck durch ein kleines Loch im Fangnetz vor der Stadion-Gaststätte zirkelte.
Und noch eine Erinnerung lässt Dick lächeln: „Damals wurde ich, als ich von Den Haag kam, mit meinem Bruder in einem Hotel an der Hülser Straße einquartiert. Spartanisch, einfach, mit Toilette auf dem Flur. Wir hatten noch kein Gehalt bekommen, kein Auto und konnten die Sprache nicht. Das war schwierig. Jetzt übernachte ich im gleichen Hotel, allerdings mit viel mehr Komfort. Aber es ist irgendwie witzig.“
Ein Kompliment hat er auch für den König-Palast: „Eine tolle Eishockey-Arena. Die könnte auch in Kanada stehen.“ Aber artig kommt auch die Referenz an frühere Zeiten: „Es war auch eine tolle Zeit in der Rheinlandhalle. Die hat Geschichte geschrieben und sich kaum verändert.“
Dort gab es eine Besonderheit in den Jahren 1974 bis 78: Nach jedem Training schnappte er sich mehrere Eimer mit Pucks. Bis zu 500 hämmerte er aufs Tor. „Leider war das Tor meist leer, ich weiß nicht warum?“ Die Antwort ist einfach: Dem Dauerbeschuss wollte sich kein Goalie aussetzen.
Ehefrau Debby gesellt sich lächelnd dazu: „Wir genießen die Tage in Krefeld. Es ist eine schöne, kleinere Stadt.“ Und Dick verabschiedet sich: „Am Samstag werden wir gemeinsam ein Bier trinken. Und an alte Zeiten und meinen unvergessenen Freund Lothar Kremershof denken.“