Borussia Park: Marko Marins glatte Lüge
Um 19.18 Uhr ging am Mittwochabend die Riesenfete los. Rösler wurde rasiert, Ziege auch, und Marin trank keine Apfelschorle.
Mönchengladbach. Vier Minuten vor Spielende war der Moment, als noch nicht einmal mehr die sonst so vorsichtigen Offiziellen am Aufstieg von Borussia Mönchengladbach zweifeln wollten: Aus der Kabine brachten sie Mützen und T-Shirts mit dem Aufdruck "Wieder zuhause", die Ersatzspieler und das Trainerteam umarmten sich am Spielfeldrand, und die 41508 Zuschauer waren längst von ihren Sitzplätzen aufgestanden. "Nie mehr Zweite Liga", schallte es durch den Borussia-Park. "Heute steigen wir auf, olé, olé", schallte es durch das Stadion - und La-Ola-Wellen folgten.
Als Schiri Norbert Grudzinski um 19.18 Uhr abpfiff, kannte der Jubel keine Grenzen. Überdimensionale Bierkrüge wurden auf dem Spielfeld verteilt, die Protagonisten "duschten" sich gegenseitig. Die größte Fuhre bekamen Sportdirektor Christian Ziege und Trainer Jos Luhukay ab. "Danke für die unglaubliche Unterstützung", rief der pitschnasse Trainer in das Stadion-Mikro.
Außer den vier dutzend SV Wehen-Fans hatte keiner die Arena verlassen, die Getreuen boten den würdigen Rahmen für die von Mannschaftskapitän Oliver Neuville angekündigte Ehrenrunde. "Wir steigen auf und nie mehr ab", tönte es aus den Boxen, Mallorca-König und Gladbach-Fan Mickie Krause hatte die Aufstiegshymne kreiert.
Nando Rafael, Soumaila Coulibaly und Steve Gohouri vollführten vor der Nordkurve den "Haka", einen neuseeländischen Kriegstanz, Tobias Levels schwenkte vor der Kurve die VfL-Flagge - und Sascha Rösler musste, wie versprochen, seine blonde Mähne opfern.
"Das sieht grauenhaft aus", ruft Marko Marin, als Physiotherapeut Michael Risse mit dem Elektrorasierer Hand anlegt. "Ich hoffe, meine Freundin Annika mag mich auch wegen ein paar innerer Werte", sagt Rösler, der als Vize-Kapitän wenig später das Kommando zum Feiern gibt: "Die Freude muss heute einfach raus", sagt der 30-Jährige.
Eigentlich hatte Jos Luhukay die Parole ausgegeben, es bei einem (oder zwei) Bierchen zu belassen. Marko Marin ist voller Glückseligkeit. Der 19-Jährige machte vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw ein starkes Spiel.
"Jetzt werden wir feiern, und natürlich trinken wir nur Apfelschorle." Das war gelogen, in der Kabine stapelten sich Pils-, Weizenbier-Kästen, auch die großen Zwei-Liter-Krüge gingen mit auf die Reise, als die Mannschaft zur "Ehrenrunde" in die Loge zu ihren Frauen und Freundinnen ging. Mit dabei Sharbel Touma - in Unterhose.