Youtube-Doku über Reha und Rückkehr So detailliert spricht Fortuna-Profi Siebert über sein hart erarbeitetes Comeback

Düsseldorf · Der Innenverteidiger wurde nach seiner schweren Verletzung vom Klub für eine Doku begleitet.

Wieder mittendrin im Geschehen: Fortunas Innenverteidiger Jamil Siebert.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Den 8. Mai 2024 hat Jamil Siebert noch sehr detailliert vor seinem geistigen Auge. Dieser Tag erweckt allerdings keine guten Erinnerungen beim Fortuna-Profi. Was ist passiert? Der Innenverteidiger trainiert wie üblich mit seiner Mannschaft und nimmt am Abschlussspiel teil, es gibt keine Anzeichen, dass innerhalb weniger Sekunden etwas Gravierendes passieren würde. Doch dann geht der 22-Jährige zu Boden – und sein langer Kampf um die Rückkehr auf den Platz beginnt.

„Das war vor dem Kiel-Spiel. Wir hatten ein normales Training mit Elf-gegen-Elf. Emmanuel Iyoha hat mir einen Ball zugespielt, ich wollte ihn dann direkt zu Matthias Zimmermann rüber spielen und merke dann in der Bewegung, dass am Oberschenkel etwas komisch ist“, erinnert sich Siebert in einer neuen Youtube-Doku von Fortuna, die ihn während des Regenerationsprozesses begleitet hat.

„Ich habe den Pass gespielt, und in dem Moment habe ich etwas rausknallen hören, als würde mein ganzer Oberschenkel irgendwo auf dem Platz liegen. Ich bin direkt zu Boden gegangen und wusste in der Sekunde, dass die Saison zu Ende ist. Dass es so schlimm ist und so ein Ausmaß nimmt, hätte ich aber nicht gedacht“, gibt Siebert zu. Diagnose: Sehnenabriss im rechten Oberschenkel. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Schließlich befinden sich die Rheinländer mitten im Rennen um den Aufstieg.

„Das ging nicht ganz spurlos an der Mannschaft vorbei, es hat sie sehr getroffen“, sagt Trainer Daniel Thioune damals über Sieberts Verletzung. „Gott sei Dank kommt diese Art von Verletzung relativ selten vor. Da weiß aber eigentlich jeder, der mit Medizin zu tun hat, dass es eine schwere Verletzung ist“, erklärt Ulf Blecker, der Mannschaftsarzt von Fortuna. „Es kommt zu einem fast peitschenartigen Schlag und einem massiven Schmerz, sodass die Spieler extrem schreien und sich wälzen, aber nicht aus Showgründen – sondern vor Schmerzen.“ Schmerzen hat Siebert anschließend im doppelten Sinne. „Jede Verletzung tut weh, aber so etwas ist dann noch einmal hart. In dieser Phase, in der wir waren, das war der Horror da nicht mitspielen zu können“, blickt Siebert auf die Relegationsspiele gegen den VfL Bochum zurück.

Schockmoment beim
Comebackversuch

Am Ende platzt der Traum von der Bundesliga – ein Moment, der Siebert hart trifft. „Da kam alles zusammen und da fragst du dich erst einmal: Was passiert hier eigentlich?“ Fortuna muss sich nach diesem Rückschlag sammeln, Siebert tut dies ebenfalls. Denn seine Reha beginnt, doch so richtig optimistisch scheint der gebürtige Düsseldorfer zu Beginn nicht zu sein.

„Nach der Operation dachte ich: Das war es erst einmal für fünf, sechs, sieben Monate mit dem Fußball. Wenn man dann aber die ganzen Fortschritte sieht und wieder laufen und Übungen machen kann, dann sind das Erfolge, die man sammelt.“ Siebert macht Fortschritte, tastet sich langsam durch harte Arbeit im Rehazentrum wieder heran. Die Mühe zahlt sich aus, als Siebert endlich wieder spielfähig ist und für die U23 der Fortuna dreimal aufläuft. Es geht bergauf, doch dann folgt der nächste Schock während des Testspiels in Genk. „Ich habe mich dann ein bisschen verdreht und habe es knacken hören. In dem Moment dachte ich: Du bist wieder zurück und bist dann wieder draußen. Das hat mich in dem Moment komplett auseinandergenommen.“

Die Sorge um den Innenverteidiger ist bei Fortuna und bei Trainer Thioune wieder groß, doch am 23. November, also mehr als ein halbes Jahr nach seiner Verletzung, ist es endlich soweit. „Ich habe verdammt viel Glück gehabt. Das kann ich auch mal gebrauchen“, sagt Siebert. Gegen Elversberg gibt er sein Comeback, eine Einwechslung, die ihm nach der schweren Phase viel bedeutet: „Es war schön, das Publikum zu sehen.“

Und Siebert sieht die Zuschauer schnell wieder – in Nürnberg, als er eine Woche später von Beginn an ran darf. „Das war das erste Spiel seit knapp sieben Monaten über 90 Minuten. Die ersten Minuten waren schwierig. Es war kompletter Wettkampf, Zweite Liga halt.“ Nun hat Siebert vier Pflichtspiele bestritten, das nächste gegen den 1. FC Magdeburg steht bereits am Freitagabend (18.30 Uhr, Arena) an. Und weitere Partien werden sicherlich folgen, sofern er verletzungsfrei bleibt.

Das wünscht er sich ebenfalls, denn solch eine Leidenszeit braucht er kein zweites Mal. „Es hat mich schon zerstört, das hat mich mitgenommen. Du bist verletzt, schaffst den Aufstieg nicht und musst einen Tag nach der Relegation in die Reha, konntest das Trainingslager nicht mitmachen“, zählt Siebert auf. Dennoch hat dieser schwere Rückschlag etwas bewirkt: „Es hat mich aber stärker gemacht. Mein Ziel ist es, noch stärker zurückzukommen.“

(pn td)