Abneigung gegen Reiseziele besser als Angst
Deutschland, Österreich und die Schweiz, Italien und Skandinavien, mit weitem Abstand folgt Spanien — wie sonst ließe sich auch erklären, dass gefühlt jeder zweite Deutsche noch Sommer-Sonnenstunden auf Mallorca verbringt.
Türkei, USA, Tauchurlaube in Ägypten und Tunesien, die Abenteuerreise nach Russland und Sonnenuntergänge in Südafrika — das alles soll jetzt nicht mehr den Urlaub des Jahres wert sein? Viel mehr als die tatsächliche Gefahr, die von diesen Destinationen ausgeht, in denen Terror-Anschläge das Bewusstsein prägen mögen, was aber selten wirklich begründet geschieht, ist immer öfter die Einstellung des Reisenden entscheidend.
Zunehmend stellt die Reisebranche ein politisches Bewusstsein bei denen fest, die weniger Angst, aber deutlich mehr Abneigung gegen gewisse Destinationen haben — und mithin gegen deren Inhalte. Die USA unter dem Präsidenten Donald Trump? Nein, danke! Die Türkei mit allem Misstrauen gegen Präsident Erdogan? Da kann man es entspannter haben. War 2016 noch das Jahr, in dem man zuerst wegen Sicherheitsbedenken fern blieb, spielen 2017 Moral und Weltanschauung der anderen als Entscheidungskriterium daheim eine erheblichere Rolle. Das ist eine gute Entwicklung, die etwas bewirken kann: Zu gegebener Zeit darf der Bürger solche ihn plagenden touristischen Flauten in seine Wahlentscheidung einbeziehen — wenn er denn eine Wahl hat.
Im Übrigen: Manche Angst ist kaum begründet. Die Wahrscheinlichkeit, einem terroristischen Akt zum Opfer zu fallen, ist grundsätzlich gering. Und warum bitte sollte Deutschland als besonders sicher gelten? Terrorakte hat es auch hier gegeben, allenfalls gelingt die Abwehr in dieser Republik ganz ordentlich.
Ich war zuletzt in Ägypten, Brasilien, Mexiko und Argentinien. Bedroht musste ich mich allenfalls in Düsseldorf fühlen. Hundert Meter neben meiner Arbeitsstelle an der Heinrich-Heine-Allee. Nur ein Beispiel. Aber es sagt etwas.