Meinung Altersvorsorge - Kein Selbstläufer

Das ist schon ordentlich. Nicht nur die Renten werden im kommenden Jahr weiter spürbar zulegen. Dank des konjunkturellen Booms kann erstmals seit dem Jahr 2015 auch wieder der Rentenbeitrag leicht sinken.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Viel Grund zur Freude also.

Allerdings wird der Glückszustand nicht auf ewig halten. Die Deutsche Rentenversicherung sieht in der bereits vorab bekannt gewordenen Entwicklung lediglich ein „Zwischenhoch“. Und genau das trifft es. Derzeit stehen noch die geburtenstarken Jahrgänge zumeist im Arbeitsleben. Aber diese Generation geht bald selbst in Rente. Die arbeitende Generation danach ist deutlich kleiner. Hier gab es keinen Babyboom. Ergo, müssen weniger Beitragszahler mehr Rente finanzieren. Und manche Rente reicht schon heute mehr schlecht als recht zum Leben. Tendenz steigend.

Betrachtet man vor diesem Hintergrund die laufenden Sondierungen der Jamaika-Unterhändler, hat man nicht den Eindruck, dass sich alle Beteiligten dieser komplexen Herausforderung bewusst sind. Eine künftige Regierung muss sich zielgerichtet um solche Menschen kümmern, bei denen Mini-Renten programmiert sind. Um Selbstständige, die mit einer Versicherungspflicht zur Altersvorsorge angehalten werden müssen. Um Erwerbsgeminderte, von denen viele trotz aller Verbesserungen in jüngster Zeit nur eine bescheidene Rente bekommen. Eine künftige Regierung könnte aber auch über einen Ausbau des Wohngeldes und die Eindämmung sozialversicherungsfreier Minijobs nachdenken. Denn längst nicht alle Probleme von Altersarmut werden sich über die Rentenkasse lösen lassen.

Gefragt ist also ein überzeugendes Konzept, das die Legitimation des gesetzlichen Rentensystems stärkt und der weit verbreiteten Angst, im Alter nur noch von Almosen leben zu müssen, wirksam begegnet. Die Rente, das sollte sich auch noch bis zu den Jamaika-Partnern herumsprechen, ist jedenfalls kein Selbstläufer.