Meinung Lichterfest oder St. Martin? - Traditionen sind nicht neutral

Brenne auf mein Licht, brenne auf mein Licht. Für die meisten Kinder werden die St. Martinsumzüge an diesem Samstag vor allem wegen der Laternen wieder ein faszinierendes Ereignis sein.

Auch für Kinder „nichtdeutscher Herkunft“, wie es im Verwaltungsjargon heißt. Und wenn dann noch ein Reiter dazu kommt, der „echte“ St. Martin, wird es richtig spannend. Dass es um einen christlichen Heiligen geht, ist egal. Die Botschaft des Martin von Tours, das Teilen des Mantels mit dem frierenden Bettler, ist religionsübergreifend.

Diese Moral auf diese Weise an den Nachwuchs zu vermitteln, ist eine schöne Tradition, die es ohne diesen Heiligen nicht gäbe. So wenig wie es das muslimische Zuckerfest ohne Ramadan gäbe. Und deswegen soll man solche Traditionen auch so bezeichnen, wie es ihrer Herkunft entspricht. Nicht Lichterfest, nicht Sonne-Mond-Sterne-Fest und welche sonstigen Begriffe sich angeblich wohlmeinende Leute sonst noch ausgedacht haben. Solche Versuche sind töricht, kurzsichtig und kulturlos. Denn sie zerstören mit dem Namen den historischen Zusammenhang aus dem das Ereignis hervorgegangen ist. Und am Ende das Ereignis selbst.

Das Gendern bei Geschlechterbezeichnungen ist sinnvoll, weil es helfen kann, Diskriminierungen abzubauen. Kulturelle Traditionen, auch religiöse, aber lassen sich nicht neutralisieren. Es sei denn, man will eine Säkularisierung, die alles gleich macht. Mancherorts wird ja bereits über „Wintermarkt“ statt Weihnachtsmarkt debattiert. Und Kirchen ohne Kreuze hat es auf retuschierten Werbefotos deutscher Supermarktketten auch schon gegeben. Die DDR-Kommunisten haben in ihrem Wahn, der Gesellschaft die Religion auszutreiben, einst die „Geflügelte Jahresendzeitfigur“ erfunden. Statt Engel. Dieser Versuch liegt mit ihnen im Papierkorb der Geschichte. Zu Recht.