Vor allem lässt sie dem Nachwuchs kaum eine echte Chance, er könnte sich ja zum Rivalen entwickeln. Egal ob Friedrich Merz, Roland Koch oder in gewissem Sinne auch Christian Wulff: Bevor jemand innerhalb der CDU ernsthaft erstarken konnte, verschwand er aus dem aktuellen Politikbetrieb. Und auch wenn das nicht in jedem Fall auf aktives Betreiben Merkels geschah, zupass kamen ihr die Abschiede immer.

Insofern überrascht es nicht, dass jetzt die CDU vergeblich einen Kronprinzen sucht. Wenn Parteimitglieder beklagen, es gebe niemanden, der sich in eine Führungsposition hoch kämpfen will und kann, ist das halbherzig: Der Machterhaltungstrieb Angela Merkels hat das zumindest mit verursacht. Die CDU könnte das rasch in eine extrem missliche Lage bringen.

Wenn die Kanzlerin — egal ob aus politischen oder sonstigen Gründen — plötzlich ausfiele, täte sich ein gewaltiges Machtvakuum auf. Da ist wirklich niemand in Sicht, der aus dem Stand die Führung übernehmen könnte. Die CDU müsste dann womöglich sogar Ansprüche ihrer bayrischen Schwesterpartei abwehren.

Andererseits führt das System Merkel zu gewaltigen Erfolgen. In der deutschen Politik übt sie eine ungemeine Dominanz aus. Wahrscheinlich wird man erst in einigen Jahren einordnen können, wie ihre historische Leistung im Vergleich zu einem Konrad Adenauer oder Helmut Kohl einzuordnen ist.

Doch Angela Merkels Bilanz wird positiv ausfallen, das steht schon heute fest. Ihr Ansehen bei der Bevölkerung steigt von Umfrage zu Umfrage. Und in Europa ist sie Garant dafür, dass an Deutschland und seinen Interessen kein Weg vorbei führt. Die anderen Politiker lieben sie zwar nicht, aber sie respektieren sie. Mehr muss auch nicht sein.

Merkels unbestrittene Erfolge nutzen gerade in diesen stürmischen Zeiten Deutschland. Die Art ihrer Machtsicherung kann man kritisieren und gefährlich finden. Doch wahrscheinlich würde Angela Merkel anders gar nicht arbeiten können.